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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Mehler, Eugen: Eine Orpheus-Inszenierung: Geleitwort zu Prof. Georg Daubners Bühnen-Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0129
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Eine Orpheus-Inszenierung.

Für dieses Bild genügen zwei Kulissenhänge.
Die diagonale Linie im Felsgestein, die den
Vordergrund des Bildes durchzieht, geht ge-
wissermaßen auch auf die agierenden Figuren
über, die sich nicht wie Menschen von Fleisch
und Blut bewegen, sondern ruhelos schatten-
haft Orpheus entgegenstreben, ihm den Ein-
gang in ihr düstres Reich wehrend. Diese
schattenhafte Wirkung kann noch verstärkt
werden, wenn man das Bild hinter einem grauen
Schleiervorhang spielen läßt.

2. Bild. — Die Gefilde der Seligen. —

„Ihr wandelt droben im Licht

Auf weichem Boden, selige Genien!

Glänzende Götterlüfte

Rühren euch leicht." Hölderlin, Hyperion.

Im Gegensatz zu den beiden voraufgegan-
genen düsteren Bildern
erscheinen die Gefilde
der Seligen in strah-
lender Helligkeit. Ein
plastischer Rasenhügel,
mit vielen bunten Blu-
men bewachsen, steigt
sanft empor, im Vorder-
grund ein plastischer
Felsblock mit einem
blühendenMandelbäum-
chen; den Abschluß der
Landschaft bilden ein
paar hell leuchtende Bir-
ken. Das ganze Bild
ist in einen zartgelben
Himmel eingespannt.
Helle, farbenfreudige
Gewänder. Mit der lieb-
lichen d-moll Melodie
der Soloflöte lockt ein
auf dem Felsblock sit-
zender Hirt durch sein
Spiel die seligenGeister,
in ihrer Mitte Eurydike,
herbei, die kaum mit
irdischen Füßen schrei-
tend vorüberziehen. Mit
der Instrumentaleinlei-
tung zu der C-dur Arie
des Orpheus durchflutet
ein neuer noch stärke-
rer Lichtstrom das Bild:
„Welch reiner Himmel!
Die Sonne glänzt!
So leuchtend hat sie dem
Auge noch nie gestrahlet!"

III. Akt, 1. Bild. —
Ausgang zur Ober-
welt. — Orpheus und lotte pritzel. »vitkinen

Eurydike steigen aus der dunklen Tiefe empor.
(Anselm Feuerbachs gleichnamiges Bild faßt
den ganzen seelischen Gehalt dieses Vor-
gangs zusammen!) Blau-schwarze Wolken-
dämpfe, aus der Unterwelt unablässig zur
Höhe strömend, beleben die starre Felsland-
schaft. — Für dieses Bild genügt eine einfache
Felslandschaft mit torähnlichem Ausgang ins
Freie. Der Auftritt des Eros erfolgt in gleicher
Art wie im 1. Akt.

2. Bild. — Im Tempel des Eros. — Der
Architektur-Ausschnitt besteht aus 2 plastischen
ionischen Säulen in Steinfarbe, die sich nach
oben wenig verjüngen, einermattroten niedrigen
Tempelmauer mit Mäanderfries, den Abschluß
bildet ein lachsfarbener Sammetvorhang, auf
einem plastischen Sockel steht Eros, der Liebes-
gott. FarbenfreudigeGe-
wänder, Orpheus in
großem Mantel von
leuchtendem Rot. — Die
Daubner'schen Dekora-
tionen sind rein auf bild-
hafte Wirkung hin emp-
funden und so ganz und
gar nicht theatermäßig.
Sache des inszenieren-
den Spielleiters ist es,
sich in diese Bilder ein-
zufühlen, die agierenden
Personen so hineinzu-
komponieren, daß sie
stilvoll sich dem Bilde
einfügen. — So wird ei-
ne künstlerische Einheit
von Bühnenbild und
Bühnenspiel entstehen.

Ä

ie Größten haben er-
kannt, was von der
ganzen Natur dasWürdigste
war, und haben auf dieses
ihren Fleiß gelegt: die
Mittelmäßigen haben eben
so nur auf die mittelmäßigen
Sachen Acht gehabt und
geglaubt, daß in diesen die
Kunst bestände. Die Klei-
nen sind von dem Kleinen
gerührt worden und haben
die Kleinigkeiten als Haupt-
sachen genommen, endlich
ist die Thorheit der Men-
schen von dem Kleinen auf
das Unnütze, von dem Un-
nützen auf das Garstige,
von dem Garstigen aber
bis auf das Lügenhafte, oder
Chimärische gefallen. . . .
puppe« indische prinzessin. ..........Raphael Mengs.

LV
 
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