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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Schwarz, Karl: Lovis Corinth, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0017

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nach einer photogr. von heinr. boll. »der Künstler in seinem atelier«

LOVIS CORINTH-BERLIN.

VON KARL SCHWARZ.

Künstlergruppe niedergelegt, Corinth aber hat
heute noch das Präsidium der Berliner Sezession
inne. — Nach dem frühen Tode des Freundes
und Mitstreiters zog er in dessen Atelier, in
dem er heute noch trotz körperlicher Erschüt-
terungen rüstig schafft und einen durch die un-
gebrochene Kraft, die es mit jedem der Jüngeren
aufnehmen kann, in Erstaunen setzt.

» » »

Corinth ist ein Kraftmensch, ein Naturgenie.
Seine Kunst ist der Ausfluß seines durchaus
ehrlichen und aus allen Fährnissen geläutert
hervorgegangenen Charakters. Um den Künst-
ler recht zu verstehen, muß man den Menschen
kennen, diesen ungeschminkten, oft gar zu derb
wirkenden, breitschultrigen, schwer tretenden
und mit faunischem Lächeln die Zähne weisen-
den Ostpreußen. Man muß sein Lachen gehört
haben und diese Augen haben sprühen sehen,

Das Atelier in der Klopstockstraße 48 zu
Berlin ist ein denkwürdiger Raum, dessen
Wände ein Stück Berliner Kunstentwicklung
erlebt haben. Hier hauste zunächst Karl Stauf f er-
Bern, ehe ihn sein Unglücksstern nach dem
Süden trieb. Ihm folgte Walter Leistikow,
dessen Naturerlebnisse des nahen Grunewalds
daselbst ihre letzte künstlerische Vollendung
fanden. Aber nicht nur Kunst wurde damals hier
geschaffen, auch Kunstpolitik wurde getrieben,
da

ein kleiner Kreis Gleichgesinnter sich zu
lebhaften Debatten zusammenfand und den
Gedanken zu einer wichtigen, das ganze Berliner
Kunstleben umgestaltenden Gründung reifen
ließ: Leistikow, Liebermann und Corinth wurden
die Begründer der Berliner Sezession. Leistikow
schied in der Blüte der Jahre von uns, Lieber-
mann hat nach manchen Zwistigkeiten das
Szepter der inzwischen in zwei Lager getrennten

• Oktober 1917. j

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