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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Schwarz, Karl: Lovis Corinth, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0018

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Lovia Corintk—Berli?i.

PROF. LOVIS CORINTH BERLIN.

GEMÄLDE »SAUL UND SAMUEL« 1904.

den mit kräftigem Ruck entschlossen und bieder
erteilten Händedruck gespürt haben, um die-
ses Phänomen, das sich als eine einzigartige
Mischung von Kraft und Zartheit dokumentiert,
in seiner ganzen Wesenheit zu begreifen.

Seine Kunst erscheint zunächst unendlich
kompliziert. Die Eindrücke wechseln so schnell,
daß man keine Anhaltspunkte zu finden glaubt,
wo man den analytischen Hebel anzusetzen
vermöchte. — Alle andern haben ihre Entwick-
lungskurve, die nach einer gewissen Vorbe-
reitungszeit anhebt und in mehr oder weniger
dramatischer Bewegung verläuft. Zumeist ist
das Wollen anfangs stärker als das Können;
die Jahre bringen den Ausgleich, unddie ruhigere
Erfahrung tritt an die Stelle einer stürmenden

oderzaghaftenUngewißheit. Die meisten Künst-
ler arbeiten mit dem Intellekt, den sie nach der
ihnen innewohnenden Kraft disziplinieren; sie
haften zu sehr am Beruf, suchen die Kunst in
der Natur, die sie dann wiederum doktrinieren,
um uns zu zeigen, wie sie die Natur sehen und
wiedergeben. — Corinth sucht nicht nach einem
Kunstausdruck, sondern er schöpft aus sich,
aus einer übervollen Dichterseele. Für ihn ist
die Kunst nicht Beruf, sondern Lebensbedürfnis.
Er hat niemals in „richtungsbewußt vordringen-
der Einseitigkeit" das Ziel erblickt, niemals
nach einem Programm gestrebt, sondern sich
mit dem blinden Gottvertrauen des reinen
Toren in den allseitig unbegrenzten Strudel
des Lebens gestürzt. — Einseitigkeit war ihm
 
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