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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Strnad, Oskar: Einiges Theoretische zur Raumgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0063

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Einiges Theoretische zur Raumgestaltung.

ENTW: PROF. OSKAR STRNAD—WIEN. »STUCKRELIEF« AUSF: ROB. OBSIEGER.

und einfacher Weise sie alle auf einmal erfassen
kann. Nur wenn das gelingt, wird der Raum-
eindruck überzeugend und selbstverständlich
sein. Diese Elemente — in unserem Beispiel
waren es die Bäume auf der Wiese — sind ja
selbst wieder Körper, die wir an gewissen
charakteristischen Eigenschaften aus unseren
Erfahrungen kennen. Ob das nun Baum, Gar-
tenzaun, ob das Säulen, Pfeiler, Sessel, Tische,
gasten, oder ob das Plastiken oder sonst was
Slnd, ist gleichgültig.

So muß denn auch an der Wand eines Rau-
mes irgendwo eine deutliche Linie sein, die
u£s ein sicheres Mittel gibt, die Länge der Wand

. zuschätzen. Eine ganz weiße Wand, auf der
sich gar nichts befindet, und die oben ohne
betonten Abschluß endet, auf der auch keine
Uecke liegt, gibt dem Auge keinen Halt; das
l*uge ist nicht imstande, zu tasten, so wie der

linde nicht tasten kann, wenn er nichts greift,
rf müssen sich also auf der Wand irgendwelche
Möglichkeiten des Abiesens, des Abschätzens
befinden, um überhaupt das Gefühl der Tiefe
eir»es Raumes erhalten zu können. Die Mittel,
Um ^ie Wand ablesbar zu machen, können die

verschiedenartigsten sein, z. B. Fenster, Pilaster,
Kästen, Bildwerke usw. Von der Art ihrer Be-
ziehung untereinander hängt die Wirkung ab,
welche wir für die Raumgröße erhalten. Wenn
sie so verteilt sind, wie die Bäume im Wald,
zufällig, dann wird auch die Raumwirkung eine
solche werden, wie im Wald, sie wird sich zer-
stückeln; wir werden den Wald vor Bäume
nicht sehen. Wenn es uns gelingt, Beziehung
zwischen diesen Dingen — nennen wir sie, da-
mit wir uns leichter verständigen, Raumwerte
— herzustellen, so wird die Art und Weise
dieser Verbindung einen Einfluß auf die Raum-
wirkung ausüben. Wenn beispielsweise Säulen
in gleichen Intervallen stehen, so erhalten wir
eine ruhige, gleichartige Anregung, machen
förmlich eine gleichartige Bewegung durch den
Raum. Es ist für uns etwas Selbstverständ-
liches, Einheitliches, auf den ersten Blick Er-
kennbares. Eine Verstärkung dieses Eindruckes
könnten wir erhalten, wenn wir nicht nur am
Fußboden, sondern auch über uns eine Mög-
lichkeit des Abiesens einschalten, das heißt,
wenn wir Raumwert mit Raumwert verbinden.
Denken Sie sich von Raumwert zu Raumwert

XXI- Oktober

1917. 5
 
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