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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Strnad, Oskar: Einiges Theoretische zur Raumgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0080

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Einiges Theoretische zur Raumgestaltung.

PROFESSOR OSKAR STRNAD —WIEN.

• KINDERZIMMER MIT KACHELOFEN«

daß das Inspirationen eines unglaublich feinen
künstlerischen Instinktes sind, die unfaßbar
bleiben, weil ihre Voraussetzungen so kompli-
zierte und für den Schöpfer selbst oft unklare
sind. Wie hier gesündigt wird, zeigen die
meisten unserer Häuser und Möbel.

Wenn es schon so schwer wird, ein paar
Blumentöpfe auf ein Pflaster in einem Hof auf-
zustellen, wie schwer wird es erst, wenn wir
in unserem Zimmer Sessel und andere Möbel
so stellen wollen, daß sie einheitliche, klare
Raumeindrücke geben. Da wird ein Kasten
mehr, als bloß ein Depot für Kleider, das der
Tischler machen kann, ein Sessel mehr, als bloß
ein Ding, auf dem ich sitzen kann. Und das
Zimmer wird mehr, als bloß ein Raum mit vier
Mauern und Fenster und Türe. Soll der Fuß-
boden raumanregend sein? Soll die Decke
raumanregend sein? Sollen die Wände raum-
anregend sein? Und wie soll ich es machen,

daß ich Einheit der Maße finde? Da geht es
nicht mit dem Gustieren. Denn das will alles
wohl überlegt sein. Da beginnt der Architekt
nicht damit Möbel zu entwerfen oder Stoffe
auszusuchen, sondern er sucht Maße, sucht
Beziehung dieser Maße. Und fehlt ihm das Un-
erklärliche, das außerhalb unseres Bewußtseins
liegt, Beziehungen unter diesen Dingen zu fin-
den, also Raumwerte zu entdecken, dann frei-
lich, dann macht er nur patronierte Wände,
entwirft Teppiche, entwirft Möbel und ist ge-
wöhnlich von einer unheimlichen Produktivität,
die beneidenswert ist.

Nun fragen Sie mich, wie sollen denn eigent-
lich Möbel aussehen? Wie soll ich denn mein
Zimmer einrichten? Für diese Frage gibt es so
viele Antworten, als es verschiedene Räume,
verschiedene Menschen, verschiedene Archi-
tekten und verschiedene künstlerische Einfälle
gibt. Aber eines wird Ihnen wohl klar sein: eine
 
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