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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Christoffel, Ulrich: Kunstgeschichtliche Bildung und künstlerische Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0158

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Kunstgeschichtliche Bildung und künstlerische Erziehung.

entstanden und in denen sie ihre Existenz
lebendig und wirkend erhielten. — Der
Grundsatz, daß das Museum der Anschau-
ung und nicht der Belehrung in erster Linie
zu dienen habe, kann zur Geltung kommen,
wenn die sich streitenden Interessen ge-
trennt und die Schaustellung von dem
wissenschaftlichen Antiquarium vollständig
geschieden werden. Die große Menge mit-
telmäßiger oder durchschnittlicher Bilder,
die jede Galerie vornehmlich besitzt und
die trotz ihrer künstlerischen Minderwer-
tigkeit zur Orientierung über Geschmack
und Stil einer Epoche sehr wichtig sind,
sollten von den Meisterwerken getrennt
und in besonderen Sammlungsräumen leicht
übersichtlich, in instruktiven Reihen aufge-
hängt werden. Da es sich größtenteils um
Studienobjekte handelt, fügt man weder
ihrem Werte noch dem Augensinn des Be-
trachters besonderen Schaden zu, wenn
man sie nahe zusammen hängt, um Platz
und Raum für die wertvollen Werke zu
sparen. Denn Platzmangel und der Kampf
ums gute Licht führen heute in den mei-
sten Sammlungen zu den fortwährenden
Konflikten zwischen Kunstwerk und Innen-
dekoration. Das Primäre ist bei der heu-
tigen Museumorganisation sehr oft nicht
das Bild, sondern die Wand, die mehrere
Bilder zu einer dekorativen Einheit bindet.
Unerträglich wirkt es in vielen Fällen, wie
die heterogensten Schöpfungen auf einem
Grunde zusammenschmelzen, wo die far-
bigen Kleckse einer Historie auf stille,

professor josef hoffmann.

» blumenschale in silber <

Denn das Museum ist eine bergende Heim-
stätte für all das vagabundierende Kunstgut
geworden, das die Revolution der Sitten und
Gebräuche vor einem Jahrhundert von sei-
nem ursprünglichen Bestimmungsort fort-
schwemmte und auf den Markt warf, wo
Mode und Zufall es von Hand zu Hand wei-
tergaben. Wenn es schließlich in einer staat-
lichen Galerie einen Schutzort findet, erfüllt
es da seinen ihm zugedachten Zweck immer
noch besser als in einer unzugänglichen Pri-
vatsammlung. Denn daß eine höchste Summe
künstlerischer Werte, die der bodenstän-
digen Kultur entwachsen sind, dem Volke als
dauernder geistiger Besitz erhalten bleibe,
muß als ein erstes Interesse des Bildungs-
zeitalters angesehen werden. So vertritt das
Museum im ideellen Sinne die Kulturbe-

dingungen , unter denen früher Kunstwerke vrofessor jos. hoffmann—wien. »bonbon-schale in silberc
 
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