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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Müller, Bernard: Neuere Werke von Heinrich Jobst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0307

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Neuere Werke von Heinrich Jobst.

PROFESSOR H. JOBST—DARMSTADT.

KLEINER ZIERBRUNNEN IN BRONZE.

ist ein zierliches Schmuckstückchen, ganz aus
Metall. Demgemäß ist es auch technisch an-
ders behandelt: die Formen und Ornamente
sind der in ihren Flächen Licht und Schatten
spiegelnden Bronze gemäß gebildet, und leicht
und elegant baut sich das Ganze auf.

Der „Benecke-Brunnen" zeigt die eigenartige
Lösung einer Denkmalaufgabe in Brunnenform.
Er erhebt sich in den Kuranlagen von Bad Nau-
heim zum Gedächtnis des Arztes, der den Ruhm
der Nauheimer Quellen begründet hat. Vom alten
Schema weicht dieses Denkmal vollständig ab.
Und wenn das Kopfbild des Gefeierten sich
hier, von einem Kinderfries umgeben, inmitten
eines von der knieenden Hygiea bekrönten,
wasserumspielten Brunnen - Aufbaues erhebt,
dessen Beckenrand die Widmungsinschrift trägt,
so hat ein solches Denkmal für einen „Wasser-
doktor" gewiß eine besondere Berechtigung.

Bad Nauheim besitzt aber auch das bisher
umfangreichste Werk von Jobst: die Fassung der
drei Sprudel. Da der Künstler nicht nur den
plastischen Schmuck, sondern die ganze Anlage
geschaffen hat, so konnte ein Werk aus einem

Gusse entstehen, würdig der Bedeutung und des
Ruhms der Sprudel. Die räumliche Anordnung
ist meisterhaft gelöst, und die wuchtige Erschei-
nung der breit gelagerten Brunnenschalen für
die beiden alten Sprudel fügt sich mit ihren
Treppenaufgängen dem Platz zwischen den Bade-
häusern wie selbstverständlich ein. Die schlichte
Gliederung hebt den mit kluger Berechnung be-
schränkten plastischen Schmuck um so wirkungs-
voller hervor. Dieser Schmuck selbst aber ist
bei aller Kraft der Modellierung so großzügig
gehalten, daß er sich dem breiten, ruhigen Linien-
zuge der Architektur harmonisch eingliedert.
Fein abgewogen ist dabei der Unterschied zwi-
schen den schweren Eckstücken mit den See-
Pferden und -Stieren und den leichteren Mittel-
trägern mit ihren in harmonischem Rhythmus
bewegten Figuren. Mächtige, die schwere Masse
des Steins lösende Bewegungen der das unge-
bändigte Element bezeichnenden Tiergruppen
einerseits; die Figurengruppen der Mittelstücke,
die auf das gezähmte Element deuten, anderer-
seits, wie traumhaft auftauchend und auch im
Stein gebunden, das ist ein Gegensatz von be-
 
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