Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

DOI Artikel:
Müller, Bernard: Neuere Werke von Heinrich Jobst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0308

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neuere Werke von Heinrich Jobst.

sonderer künstlerischer Wirkung. — Der dritte
Sprudel, der wegen seiner Entfernung von den
anderen eine gesonderte Behandlung verlangte,
hat ein schlichtes Becken erhalten, getragen
von symmetrisch angeordneten Seelöwen. Sein
oberer Rand zeigt als einzigen Schmuck die
medaillonartig in Abständen wiederholten, um-
kränzten Initialen des Großherzogs Ernst Lud-
wig, dessen Namen dieser unter seiner Regierung
erbohrte Sprudel trägt. Als Gegenstück zu ihm
erhebt sich das Bronzemonument eines schrei-
tenden Löwen, des hessischen Wappentieres,
und in diesem Werke zeigt sich Jobst abermals
als Tierbildner von hohen Graden. Es lohnt
sich zu vergleichen, wie er die Tierkörper nach
Material, Zweck und Umgebung, in die sie ein-
zufügen sind, jeweils verschieden stilistisch
durchbildet. Wie ganz anders sind die beiden
Löwen, die den Eingang des Museums in Darm-
stadt flankieren! Es war keine leichte Aufgabe,
zu den streng klassizistischen Linien dieser Archi-
tektur den passenden plastischen Stil zu finden,
und im Rahmen der gegebenen Maße monumen-

tale Größe zu erreichen. — Das sichere Stilgefühl
des Künstlers beweisen auch die beiden letzten
abgebildeten Brunnenwerke: das im Hofe eines
Nauheimer Badehauses durch das besondere Ma-
terial, gebrannten Ton, im Aufbau bestimmt, das
andere, mit seinen an einen schlichten Pfeiler ge-
lehnten Figuren von Satyr u. Nymphe die liebens-
würdige Lösung der Aufgabe, den stimmungs-
vollen Abschluß eines Hausgartens zu bilden.

Daß sein scharfer Blick und sein sicheres Kön-
nen Jobst in hervorragendem Maße zum Bildnis-
plastiker befähigen müssen, erscheint fast selbst-
verständlich. Die Negerbüste gibt nur eine Probe
aus der großen Reihe von Bildnissen, die er be-
reits geschaffen hat, und die, ebenso wie die
Stellung seines gesamten Schaffens im Rahmen
der Kunst unserer Zeit, eine ausführliche Be-
trachtung verdienten. Die Fähigkeit, auf Grund
untrüglichen Erfassens der Einzelformen die
Eigenart der verschiedensten Persönlichkeiten
klar herauszuarbeiten, stellen diesen Kreis seiner
Arbeiten ebenbürtig neben seine großen plast-
ischen Werke.................
 
Annotationen