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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Beringer, Joseph August: Edmund Steppes, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0353

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EDMUND STEPPES-MÜNCHEN.

Ob Kunst eine Sache nur der Wahrnehmungs-
organe sei, oder ob sie nur der Technik
zugehöre, ob Kunst der Ausdruck seelischer
Empfindung sei, oder ob sie aus der Erinnerung
geboren oder die Gestaltung einer Sehnsucht,
ob sie die Sprache einer Volkheit, ob sie Welt-
sprache sei: das ungefähr bewegt die Schaffen-
den seit den letzten zwanzig Jahren.

Edmund Steppes ist an all diesen Pro-
blemen aufgeregter Kunsteingliederung, die sich
durchaus als eine Kunstzergliederung erweist,
vorbeigegangen. Nicht blind oder scheu hat er
die Wege und Richtungen der Zeit gemieden.
Er ist vielmehr mit traumwandlerischer und hell-
seherischer Sicherheit den Weg gegangen, der
ihm vorbestimmt war. Solche eindeutig ge-
richtete Naturen sind keine Günstlinge desTages.
Auch Steppes war es nicht. Wenn er nun nach
einem zwanzigjährigen reichen Schaffen von
einer beträchtlichen und täglich sich vergrößern-
den Zahl von Freunden und Bekennern seiner

Kunst sich umgeben weiß, wenn er mit seinen
Werken in den Kreis vornehmster Kunstschöpf-
ungen, wie in die Nationalgalerie Berlin, sich
eingeführt sieht, mag er und mag die Welt er-
kennen,daß auch seinemSchaff en einBezwingen-
des und Sieghaftes innewohnt, und daß alle die
Schöpfungenseines einsamen Ringens dieForde-
rungen des Tages überdauert haben.

Steppes hat in verschiedenen schriftlichen
Äußerungen erkennen lassen, daß die höchste
Klarheit der Aussprache, die feinste und viel-
deutigste Beseeltheit des Ausdruckes bei den
mittelalterlichen Meistern zu finden sei. Ganz
besonders schätzt er ihre gotische Naturnähe
und Mystik, ihre kühne Phantastik, ihre in-
brünstige Leidenschaft und unberührte Deutsch-
heit, ihre Natürlichkeit und ihre Ganzheit.

Steppes'Sprache ist ebenso urtümlich deutsch,
völkisch. Es ist irrig und irreführend, sein Werk
in das Schaffen etwa der Romantiker (Runge,
Friedrich, Richter, Schwind) oder der Neu-
 
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