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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Servaes, Franz: Neue deutsche Tapeten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0378

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Neue deutsche Tapeten.

TAPETE AUS DEM »GOETHEHAUS« FRANKFURT. TAPETE. ENTWURF: PROF. E. ORLIK—BERLIN.

dafür nicht zu sehr hervortreten. Unauffällige
Muster in solider Herstellung und in entspre-
chend abgetönten Farben werden demnach den
Grundstock eines jeden den realen Bedürfnissen
gerecht werdenden Tapetenlagers bilden. Und
insofern kann man versucht sein zu sagen : Die
beste Tapete ist die, von der man nicht spricht.

Indes man darf solchen Satz nicht zu sehr ver-
allgemeinern und schematisieren. Der Ehrgeiz
unserer Tapetenerzeugung würde in gar zu ge-
ringem Maße angestachelt werden, wollte sie
sich lediglich darauf beschränken, das neutrale,
sich selber auslöschende und darum wenig wan-
delbare, in der Hauptsache sich gleichbleibende
und immer wiederkehrende Genre vornehmer
oder vornehmtuender Scheinlosigkeit zu pflegen.
Das würde in diesen Betrieben die Langweilig-
keit und hiermit eine Erschlaffung bedeuten.
Es ist durchaus zu verstehen, daß der Unter-

nehmungsgeist hie und da sich auch lebhafteren
Erzeugnissen zuwendet, in denen Erfindungs-
geist, Laune, Sinnlichkeit, Kühnheit, spielende
Grazie ein Tummelfeld finden; nicht minder
solchen, in denen eine auf prunkhafte Repräsen-
tation bedachte alte Überlieferung zum Aus-
druck kommt und in kunstgeschichtlich wert-
vollen Modellen zur Nachschöpfung anreizt. Die
Praxis hat ja auch längst erwiesen, daß für derlei
Schöpfungen gleichfalls Verwendung besteht, in-
dem wohl jede größere Wohnung einen Raum be-
sitzt, der, einer belebteren Unterhaltung gewid-
met, von den Wandflächen her Fröhlichkeit, tem-
peramentvolle Anregung und farbig zeichneri-
schen Unterhaltungsreiz darbieten soll oder darf.
Es wird von der Geschmackskultur des Erzeu-
gers abhängen, hier Muster und Farbstellungen
von solcher Art zu bieten, daß von unziem-
licher Vordringlichkeit nicht die Rede sein kann.
 
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