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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Radisics, Elemér: Arbeiten von Professor R. A. Zutt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0193

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R. A. ZUTT-
BDDAPEST.
»SCHALE UND
KELCH« SILBER
MIT ELFENBEIN.

ARBEITEN VON PROFESSOR R. A. ZUTT-BUDAPEST.

Vor ungefähr sechs bis sieben Jahren war es,
als im Auftrage der ungarischen Regierung
eine Kommission sich ins Ausland begab. Es
war ihre Aufgabe, dessen entwickeltes und or-
ganisiertes Kunstgewerbe zu studieren, gleich-
zeitig aber auch einen möglichst vielseitig be-
gabten Künstler zu gewinnen, welcher geneigt
wäre, das Metall-Lehrfach an der Budapester
Kunstgewerbeschule zu übernehmen und deren
pädagogisches System zu reorganisieren.

Die Wahl der Kommission fiel auf den
Schweizer Bildhauer, Maler und Gewerbe-
künstler R. A. Zutt, der in Deutschland durch
seine Kollektiv-Ausstellungen einen ausgezeich-
neten Namen hatte. Im Herbst des Jahres 1912
kam Zutt nach Budapest; mit der ihn kenn-
zeichnenden Energie griff er auch sofort zur
Arbeit. Er kam nach Ungarn um zu unter-
richten, aber er tat mehr als dies. Er hat eine
Mission erfüllt und erfüllt sie noch heute.

Denn was veranlaßte die ungarische Regie-
rung dazu, für die Wiederaufrichtung eines
eigenartig ungarischen künstlerischen Gewerbe-
zweiges eine Fachkraft im Ausland zu suchen?
Die Tatsache, daß mit dem Aufhören der blühen-
den Innungen auch diejenigen Gewerbezweige

zurückgegangen waren, die zuvor nicht bloß
den Inlandsbedarf befriedigten, sondern auch
durch die Vollkommenheit ihrer Technik und
die Frische ihrer Erfindungen mit den besten
Erzeugnissen des Auslandes gewetteifert haben.

Diese Gewerbszweige konnten sich den
neuen, vom modernen Geschäftsgeist geschaffe-
nen Verhältnissen nicht anpassen. Ihre Leiter
waren meistens Kleinhandwerker, welche mit
den minderwertigen, billigen Erzeugnissen des
sich immer mehr entwickelnden Fabrikbetriebes
nicht konkurrieren konnten. Nur vereinzelt fand
sich unter ihnen eine weitblickende Persönlich-
keit, wie Zsolnay Miklös, dem es gelang, aus
der alten ungarischen blühenden Tonindustrie
eine konkurrenzfähige, ja sogar Weltruf ge-
nießende keramische Fabrik erblühen zu lassen.

Die ungarischen Regierungskreise hatten das
Übel rechtzeitig erkannt und im Verein mit den
interessierten Künstlern suchte man ihm ent-
gegen zu wirken. So entstand unter anderem
auch die Ungarische Kunstgewerbeschule, deren
Aufgabe es war, mit der Erziehung der heran-
wachsenden Gewerbekünstler die Leistungs-
und Konkurrenzfähigkeit der verschiedenen
künstlerischen Gewerbezweige zu sichern.
 
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