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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Aquarelle und Graphik von Otto Lange
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Jaumann, Anton: Ausdruckskultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0357

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Ausdruckskultur.

entfalten können. Daher ist es so außerordent-
lich wichtig, welche Künstlercharaktere der
Jugend auf diesem Wege vorangehen und Otto
Lange gehört zu den Wenigen dazu wahrhaft
Berufenen................... w. m-w.

Ä

AUSDRUCKSKULTUR. Das Tiefste werden
£\. wir stets nicht ausdrücken können. In
schmerzlichster Trauer, im höchsten Glück sagt
die Andeutung mehr als Worte, Gesten, For-
men vermöchten. Die Betonung des Ausdrucks
führt nur zu einer Deutlichkeit, die beleidigt,
die eitel zur Schau trägt, was zu heilig sein
sollte, um damit zu prunken. Je mehr die Künst-
ler bemüht waren, auf den Ausdruck hinzuar-
beiten, desto äußerlicher wurde ihre Kunst.
Geradezu verhängnisvoll wäre die Forcierung
des Ausdrucks in der Architektur. Auch das ist
versucht worden: Säulen, die sich ducken und

aufschnellen, Rahmen, die umkrallen, Wände,
deren Masse hin- und herzuwogen schien; wir
kennen die Urnen, die ihren Deckel mit saugen-
den, packenden, pressenden Polypenarmen fest-
hielten, — die Stühle, die mit athletischer Pose
ihre bescheidene Arbeit vollführten. Ja, zur
Pose wird unweigerlich der Ausdruck, den wir
absichtlich steigern und aufblasen. Sobald wir
den Ausdruck zum Prinzip erheben, werden
flinke Hexenmeister bald das Rezept auffinden,
die chemische Formel darstellen, nach der jeder
unverfrorene Spekulant Kraft, Wehmut, Hel-
dentum, deutsche Sehnsucht, deutsche Trau-
lichkeit vorführen kann. Dann wird die Kunst
zum Trick, und der ahnungslose Laie ist der
Geprellte, wenn er sich von dem geschickt auf-
gemachten „Ausdruck" für einen Moment täu-
schen läßt. Nun, das kann nicht Beruf der
Kunst sein, mit „Effekten" zu handeln. . . a. j.

otto lange—bromberg. aquarell »kaktee«
 
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