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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Roessler, Arthur: Wiener Künstlervereinigung "Freie Bewegung"
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K., L.: Monogramme
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0094

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Monogramme.

ein nicht im Lager der „Freien Bewegung"
stehender, aber gleiche Vertiefung und Ver-
geistigung der Kunst anstrebender Maler von
sich schrieb, könnte auch von den genannten
Künstlern geäußert worden sein, nämlich: „Da
ich mich selbst ganz ernst nehme, fordere ich
auch von den andern als Mindestmaß an Ent-
gegenkommen, daß sie michnichtalsHochstabler,
sondern nur als fragwürdige Existenz von
zweifelhaftem Gewinn für die bourgeoise
Sozietät werten." Da die zünftierische Wiener
Kunstkritik fast ausnahmslos nur dem zweiten
Teile der Forderung entspricht, wollen wir
wenigstens ihrem ersten Teil gerecht werden.

arthur roessler—wien.

£

MONOGRAMME. Es ist ein eigen Ding um
das Monogramm. Dem Wappen und Em-
blem der Vergangenheit ist es so gut wie der
wortreichen Ankündigung des neuzeitlichen
Kaufmannes verwandt. Als Eigentumsmarke
sicher vielfach berechtigt, wird es wie das Ex-
libris über den bloßen Nützlichkeitswert durch
künstlerische Behandlung hinausgehoben. Die-
ser dekorative Wert allein aber bleibt übrig,

sobald das Monogramm auf dem Briefbogen
erscheint. Was will es dort? Es grüßt den Freund
beim Öffnen des Briefes, es zeugt dem Fremden
von Freude an ornamentalem Schmucke, der
guten Geschmack verrät. Hier aber liegt die
Klippe, die den meisten denn auch zum zwin-
genden Grunde wird, von einer Fahrt ins Unge-
wisse abzusehen und allein in Form und Farbe
des Briefbogens und des Umschlags vornehme
Einfachheit zu bekunden. Das muß aber nicht
so sein. Sehr triftige Gründe geben dem Mono-
gramm nicht nur eine Daseinsberechtigung, sie
lassen sogar seine Erweiterung wünschenswert
erscheinen. Öffnet man einen von fremder Hand
kommenden Brief, so wird man zuerst nach
Namen und Adresse des Absenders suchen und
beide oft mühsam entziffern. Der Gedanke, den
Briefanfang mit Namen und Wohnungsvermerk
in geschmackvoller Art zu versehen, liegt also
nahe und viele entsprechen ihm in einfacher,
rein sachlicher Weise. Es wäre aber doch denk-
bar den Monogrammgedanken so auszugestal-
ten, daß ein Gebrauchsgegenstand des Alltags
zu einer Zierde käme, an der Auge und Gemüt
jedes Beschauers Freude haben könnten, l. k.
 
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