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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Bernoulli, Rudolf: Das Künstlerfest der Berliner Kunstgewerbeschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0073

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DAS KÜNSTLERFEST DER BERLINER KUNSTGEWERBESCHULE.

Seit einer Reihe von Jahren gehört der Ball
der Berliner Kunstgewerbeschule der „Un-
terrichtsanstalt des staatlichen Kunstgewerbe-
museums", wie sie offiziell heißt, zu den Ver-
anstaltungen, die dem Berliner Wintervergnügen
seinen besonderen Charakter verleihen. Mit
Freude und Wehmut denkt man an die Feste
vor dem Kriege, den Zirkus, die Modetorheiten,
das Fest des weißen Elefanten, die Harlekinade,
die von der Schülerschaft immer mit Geschick
und Eifer in glänzendstem Rahmen veranstaltet
worden waren. Der Krieg ließ eine Pause ent-
stehen. Und noch vor wenigen Wochen fand in
der großen Halle der Unterrichtsanstalt eine Ge-
dächtnisausstellung der gefallenen Schüler statt.

Doch auch die Lebendigen wollten zu ihrem
Recht kommen. Es sollte ein Fest werden, das
wie eine Insel der Seligen aus dem grauen Meer
des Alltags herausragen sollte. Ein Künstler-
fest aller Länder und Zeiten war als Leitmotiv
gedacht. Dabei sollten die Exoten nicht zu
kurz kommen ! Und das Wichtigste: Durch das
Entgegenkommen des Direktors Bruno Paul
konnte das Fest in den Räumen der Schule

selbst stattfinden. Das hatte den Vorzug, daß
die Dekorationen in reichlicherem Maße als
sonst angebracht werden konnten: Zeit dazu
war vorhanden, da das Lokal ja nicht erst am
Tage vorher frei wurde wie die zu mietenden
Säle; und was man an der Miete sparte, kam
ebenfalls den Dekorationen zu gut.

Der Erbauer des Neubaus des Kunstgewerbe-
museums, der die Bibliothek und den größten
Teil der Unterrichtsanstalt birgt, der verstor-
bene Baurat Büttner, hatte, dem Vorbilde des
genialen Erbauers des Berliner Amtsgerichts,
Schmalz, folgend, einen reichlichen Aufwand
an gewaltigen Treppenhäusern und weiträumi-
gen Korridoren getrieben, freilich ohne in künst-
lerischer Beziehung auch nur von ferne sein
Ideal zu erreichen. Nun kamen zum ersten
Male die weiten Räumlichkeiten ins rechte Licht.
Das unwahrscheinlich öde Gebäude in seiner
kahlen Nüchternheit, die durch eine stümper-
hafte Barockverziererei nur noch gesteigert wird,
war eine Nacht lang bunt und lebendig, wie ein
Märchen aus 1001 Nacht nur irgend sein kann.
— „Der tolle Stakugemu" war der rätselhafte

XXIII. April-Mai 1920. 7*
 
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