Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

DOI Artikel:
Heckel, Karl: Der Quell der Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0076

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MASKEN VOM KU.\STI.ERFEST.

UNTER RH' H TS-ANSTALT, BERLIN.

DER QUELL DER KUNST.

Die Antipathie der Künstler gegen die Ästhe-
tik erklärt sich sehr einfach daraus, daß
fast alle philosophische Betrachtungsweise im-
mer wieder begriffliche Erkenntnis als Maßstab
an die Kunstwerke legt. Selbst Schopen-
hauer, obwohl wir ihm so wertvolle Urteile
über das künstlerische Schaffen verdanken,
schreibt: „Der Künstler läßt uns durch seine
Augen in die Welt blicken. Daß er diese Augen
hat, daß er das Wesentliche außer allen Rela-
tionen liegende erkennt, ist die Gabe des
Genius, das Angeborene; daß er aber im Stande
ist, auch uns diese Gabe zu leihen, uns seine
Augen aufzusetzen, dies ist das Erworbene, das
Technische der Kunst". Auch hier also begeg-
nen wir wieder dem Worte „erkennt". Aber
der Kunst ist es bei ihrem Schaffen, so wenig
wie der Natur, um die Erkenntnis des We-
sens der Dinge zu tun.

Ich begrüße es daher freudig, daß Erich
Major in seinem Buch: „Die Quellen des künst-
lerischen Schaffens" (verlegt bei Klinkhardt &
Biermann, Leipzig) nicht von der Wirkung der
Kunst, sondern von ihrer Entstehung ausgeht.

Er nimmt einen ursprünglichen Kunsttrieb an
und erkennt ihn im spezifischen Sehnsuchts-
gefühl des Künstlers. „Die Sehnsucht nach
dem von uns geliebten, d. h. dem uns schön
erscheinenden ist es, die den Künstler begei-
stert". Aber ein anderes Element muß hinzu-
kommen. Major nennt es „den Willen zur Ver-
ewigung ". Diese Verewigung ist für den Künstler
nur im Anorganischen möglich. „Der Lust-
wert der Kunst beruht auf dem Herausziehen
der Erscheinung aus den Zufälligkeiten, aus den
oft peinlichen und jammervollen Wechselfällen
desLebens in die Sicherheit des Anorganischen".

Aber Eros und Wille ergeben noch kein
Kunstwerk. Es muß die Synthese des Gefühls,
des Willens und des Gedankens hinzutreten;
denn es kommt letzten Endes doch auf das an,
was Wilhelm Wundt „schöpferische Resul-
tante" nennt. Das heißt: verschiedene Ele-
mente der Aktivität setzen sich zusammen und
sind in der Gemeinschaft mehr als die Addition
dieser Einzelkräfte. Auch Majors vielfach
tastender Versuch ergibt noch kein klar er-
schautes Ergebnis. Zu diesem gelangen wir
 
Annotationen