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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Lang, Hugo: "Die aufklingende Melodie"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0186
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»DIE AUFKLINGENDE MELODIE«

Neues Wesen blüht aus Gewesenem. Wo
nüchterne Erfindung war, wirkt heute
die Empfindung. Am Grab der kalt-errech-
neten glüht auf die Lebens wärme der beseel-
ten Form. Noch überwiegt der ungebundne
Ausdruck innerer Bewegung. Bald aber wird
die Bindung erfolgen zur Melodie... Dort zumal,
wo feine Frauenhände Farbenglut der Wollfäden
und Seiden zu Sinnbildern der Schönheit und
geistdurchstrahltes Netzwerk lilienweißer Spit-
zen, Symbol der Reinheit, wirken, wo Gelächter
glitzernder Glasperlen, zärtlicher Stoffe sich
breitet. Sichtbare Verdichtungen aus der un-
sichtbaren Welt des Geistes, Inkarnierungen
des reichbewegten Lebens sind die krausen

Verflechtungen, Verschlingungen der Spitze, die
endlos wechselnden Verdichtungen zu Form und
Gestalt und Wiederauflösungen mit körperlos
zartesten Verbindungen. Unbändiges Leben und
Erleben sprüht aus den süßen und feurigen Far-
ben, die ewig sich suchen, fliehen und finden zum
sinnvollen Zusammenklang polarer Kräfte. Tanz
des vielsagenden Fadens, Psychogramme frau-
licher Gedanken, launige Hieroglyphen mensch-
lichen Formwillens, der empfindenden Hand,
Musik und Rhythmus des erregten Herzschlags
in lebensvollen Schöpfungen edler Frauenhand-
arbeit! . . . Bewegung aber ist noch nicht Magie
der Form ! M e 1 o d i e ist Ziel: seelischer Gehalt
gebändigt in geklärte Gestalt! .. hugolang.

»BILDSTICKEREI« EN TW: W. KAMPMANN—BERLIN.
AUSFÜHRUNG: FRL. USKURAT.

XXIV. Dezember 1W0. 7
 
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