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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Winkler-Winkenau: Neue Arbeiten von Dagobert Peche
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0346

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wiener werkstatte • dag. peche.

»ziergerat aus messing«

NEUE ARBEITEN VON DAGOBERT PECHE.

Dagobert Peche, der leitende Architekt der
Wiener Werkstätte, ist den Lesern der
„Deutschen Kunst und Dekoration" durch viele
Arbeiten bekannt geworden. In den zehn Jah-
ren, durch welche wir seiner Entwicklung folgen,
hat er sich stark gewandelt — aus dem Ver-
ehrer des Rokoko wurde ein Expressionist —
aber fast alles, was er erfindet, steht nach wie
vor im Dienste mondäner Frauen. Den meisten
Wiener Künstlern ist dieser Zug zwar eigen, bei
Peche tritt er jedoch besonders stark hervor.

Charakteristisch für seinen jetzigen Stil ist das
Scharfe, Kantige, Gratige. Die Flächen stoßen
hart aneinander; wir fühlen das Bestreben, sie
möglichst lebendig zu gestalten, was oft zu
starken Kontrasten von Hell und Dunkel führt.
— Peche liebt feingliedrige, zarte, manchmal
schmächtige Motive, welche von einer starken
Aktivität erfüllt sind, dabei meidet er beinahe
ängstlich jede Gerade. Dieses Streben konnte
man schon früher bei ihm beobachten; aber

während damals alles auf Grazie, Eurythmie
und Harmonie gerichtet war, fühlen wir jetzt
eine beabsichtigte Herbheit und Sprödigkeit.

Von den neuen Arbeiten des Künstlers schei-
nen mir die Schmuckstücke und einige der
Silbergefäße am besten gelungen zu sein. Sie
wirken in der Erfindung, in der Behandlung
und Verwendung des Metalls und der Steine
anziehend, originell, fesselnd.

Peches Talent bewährt sich am besten bei
Gegenständen kleinen Formates, wo das Feine,
Zierliche, Gebrechliche gut zur Geltung kommen
kann. Seine Vorliebe gilt dem Außerordent-
lichen, Festlichen, Auffallenden.

Das Ausland hat in den letzten Jahren die Ar-
beiten der Wiener Werkstätte vielfach in Stücken
kennen gelernt, die vonPeche entworfen wurden.
Ihm verdankt die Werkstätte zum guten Teil ihre
jüngsten Erfolge. Man muß es ihr hoch anrechnen,
daß sie sich zu dem Grundsatz bekannte: die
Zukunft gehört der Jugend, e. winkxer-winkenau.

XXIV. März 1921. 5
 
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