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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Sch., H.: Vom Messing-Gerät
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0373

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VOM MESSING-GERÄT.

Die launischste aller Gebieterinnen, die
Mode, hat mit einem Schlage wieder Ge-
schirre aus Messing ins deutscheHeim eingeführt.
Vielleicht geschah das wegen der kindlichen
Augenfreudigkeit, die die spiegelnden Gegen-
stände uns bieten, indem sie auf ihren konkaven
und konvexen Wölbungen die Bilder der Um-
welt verzerren und verzeichnen. Dadurch ist
uns das Messing zum Metall der Munterkeit
und des Frohsinns geworden. Gewiß hat aber
auch die Not der Zeit zu diesem Siegeszug ein
bestimmendes Wort mitgeredet, denn heutzu-
tage , wo die Edelmetalle unerschwinglich für
die meisten geworden sind, bekommt das
Messing schon eine gewisse ansehnliche Kost-
barkeit. Es wird Sache des Kunsthandwer-
kers , durch geschickte Bearbeitung dieses un-
edlen, aber herrlichen Metalls den Stücken
einen Kunstwert zu geben, der den Material-
wert in Schatten stellt. Dies geschieht vor allem

durch die Wahl von edlen, vornehmen Formen,
die in erster Linie den Metallcharakter zur
Geltung bringen. In Werkstätten und Fabri-
ken wird mit Fleiß getrieben, und geschmolzen
und gehämmert, bis erlesene Stücke fertig ge-
stellt sind. Der gute Geschmack wird der Be-
rater der geschickten Hand, und Frau Mode
zeigt ihre Allmacht, wenn sie die Stücke bald
glatt poliert, bald matt schillernd, bald rauh
genarbt, bald mit zierlichen, eingepunzten Or-
namenten oder mit plastischem Reliefschmuck
will. Und nach und nach wandern alle diese
Stücke ins Haus und bürgern sich ein, neben
den Leuchterkronen, Lampen und gewichtigen
Kerzenhaltern, die Kannen und Kännchen,
Schalen und Dosen, Platten und Teller und
Kästchen, gebauchte und geschweifte, glatte
und einfache, verzierte und unverzierte Stücke
aus dem Metall der Munterkeit und des Froh-
sinns, und erfreuen Besitzer und Gäste, e. sch.

XXVI. September 1923. 6
 
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