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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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Unus, Walther: Wille , Idee und Leidenschaft in der Kunst
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Stanger, Paul: Ziergläser
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Niebelschütz, Ernst von: Die klugen und die törichten Jungfrauen des Magdeburger Domes , [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0293

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Wille, Idee und Leidenschaft in der Kunst.

ebensogut herrliche Werke, wie Kindereien her- TT^IE KLUGEN und die törichten Jungfrauen

stellen lassen, was ja beides auch geschehen ist. _L_y desMagdeburgerDomes. (schluss von s. 264.)

Das Bezeichnendste ist ja von allen diesen die Bei den Klugen: ein vergnügtes Kichern, ein

Leidenschaft gewesen. Gibtes einen Umschwung triumphierendes Schmunzeln, ein helles kind-

— und je leidenschaftlicher die Arbeit war, desto liches Auflachen, das auch der Grimasse nicht

schneller muß er kommen, — so wird es diese ausweicht. Oder ein strahlendes Glück inVor-

am stärksten verbrauchte Kombination sein, die ahnung des himmlischen Brautstandes! Und

zuerst verschwinden wird. Auch zu dieser Re- umgekehrt ist bei den Törichten der Kummer

form, die freilich ganz anders aussehen wird, wie über die verpaßte Gelegenheit gar groß und

eine Rückkehr etwa zum Naturalismus, eine untröstlich: ein Schluchzen und Jammern und

Fortentwicklung, die sicher die Errungenschaf- Tränenwischen, bei dessen Anblick ein Stein

ten des Expressionismus zu ihren neuen Zwek- weich werden könnte! Aber auch auf dieser

ken benützen wird, gehört Mut. Jeder Künstler Seite wird die Skala der Empfindungen durch

braucht einen doppelten Mut: in sich hinab- einen etwas tiefer gestimmtenTon unterbrochen,

zusteigen, wohin auch er selbst nur mit Über- Ich meine das stumm in sich gekehrte, gesittete

windung gelangt und das auszusprechen, was er Mädchen (S 264), das dem verlorenen Glück

dort erlebt. Hat er dazu die mehr nachsinnt als nach-
Kraft— ist eine neue Kunst ■■■■■■■■■■■■■■^^■■■■M weint. — Über den M ei -

geboren. . . . walther unus. st er fehlen uns alle Nach-

£ richten. Daß wireinen fran-

ZIERGLÄSER. Geheim- zösisch geschulten Meißel
nisvoll, wie die Erfin- W^-^r anzunehmen haben, versteht
dung des Glases, ist auch das JjH sich für diese Zeit von selbst.
Verfahren, aus der zähen, Aber nicht allein ist das Mo-
glühenden Masse das Gefäß H tiv als solches deutsch:
zu bilden. Frühe ägyptische das germanische Grundge-
Glasvasen sind aus Glas- W^m^m' fühl bricht überall durch, am
fäden aufgebaut, etwa der- JL'Wk' unverkennbarsten aber ver-
art, wie eine Seidenraupe J^L rät es sich in der dramatisch-
ihr seidenesBett.den Cocon, WK M psychologischen Zuspitzung
spinnt. Doch die meisten der der gestellten Aufgabe. Auf
Glasgeiäße Ägyptens sind jeden Fall dürfen die Mag-
schon — wie die Arbeiten deburger Jungfrauen dem
der heutigen Glaskunst — HBff^jfi^ I Besten zugezählt werden,
hohl geblasen. Seit Jahr- was die sächsische Plastik
tausenden geht die Technik B^^B dieses an bedeutenden Lei-
also v en gleichen Weg. Aber stungen reichen Zeitraums
zwei Arbeitsweisen sind un- hervorgebracht hat.. e. v. n.
terscheidbar. Die eine vol- *
lendet das Werk imFeuer, Die Abbildungen entstam-
die andere gibt ihm darin men dem Werk: Der Dom zu
nur die rohe Form. Die |H Magdeburg. (I. Das Paradies-
rheinischen Gläser des Mit- H portal.) 40 photographische
telalters und die zieren Wer- Aufnahmen von Walter und
ke venezianischer Glasma- Kurt Hege, Vorwort von
eher sind trefflichste Ver- Ernst von Niebelschütz. —
treter der ersten Art. Die Heinrichshofen'sehe Buch-
vorstehenden Ziergläser der .■^^jB I handlung, Magdeburg. —
Fachschule Zwiesel entstam- £
men dagegen der zweiten I TV Ii an sieht schlechte Ge-
Arbeitsweise. Die feineren IV J nerale die Schlachten
Elemente der Formgebung gewinnen; das Glück hat
und alle schmückenden Zu- gleichen oder größeren Teil
gaben sind in bedächtiger, daran als das Talent. Man
sorgsamer Arbeit am kalien HKj sieht aber niemals schlech-
Glase mit Schleifstein und ^^^^^^^^^^^^^^^^^^"M te Künstler schöne Werke
-Rad geschaffen. . stanger. lotte pritzel. »vitrinen-wachspuppe< schaffen.....delacroix.
 
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