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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Ritter, H.: Steingeräte und Steinplastiken: ausgeführt von Rupp & Moeller
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0107

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C. DIETRICH-KARLSRUHE.

»KT.EINPLASTIK« MARMOR.

STEINGERÄTE UND STEINPLASTIKEN.

AUSGEFÜHRT VON RUPP & MOELLKR.

Seit uralten Zeiten wird die Technik der Stein-
bearbeitung für die Zwecke der Schmuck-
und Bedarfsgeräte geübt. Nicht in gleichem
Maße aber war dieser Technik immer die Liebe
der Künstler und Abnehmer zugewandt. Und
besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts hat man die herrlichen, harten Edel-
gesteine nur selten für die Zwecke der Klein-
und Geräteplastik verwendet. Man hatte nicht
jene ursprüngliche, nachNeuembegierigeFreude
am Material, die wir uns wieder zu erobern
verstanden. Man hatte wohl auch nicht die
großzügige, im eigentlichen Sinn „lapidare"
Formsprache, die für die Bearbeitung des ernsten
Syenits, des feierlichen Diabas, des edlen Mar-
mors von Nöten war. Beides, den Reiz eines
ernsten, wuchtigen Materials und den Reiz einer
einfachen, edlen Linie, wissen wir heute wieder
zu schätzen. In den Geräten und Kleinplastiken
des Hauses Rupp & Moeller in Karlsruhe tritt
beides maßgebend vor uns hin.

Bei diesen Arbeiten spricht vor allem das
bedeutsame, strenge Material sein gewichtiges
Wort. Ich glaube, daß es um so klarer ver-
nehmlich wird, je übersichtlicher die Form,
je klarer und ungebrochener die Flächen sind,

in denen es sich entfaltet. Die einfachen spie-
gelnden Kehlungen, die kräftigen Wulste der
Ränder, das Schwingende einer präzis heraus-
gedrehten Kreislinie, das Bestimmte, Massige,
Klare eines Kugelfußes — all diese vornehme
Gediegenheit tritt bei einfachen Gefäßformen
fast sprechender hervor als bei den bewegteren,
gebrocheneren Formen der figürlichen Plastik.
Wie schön entfaltet sich an steilen Gefäßwan-
dungen der reich geäderte Marmor, wie wunder-
voll zeigt an bauchig geschwungenen Flächen
der Onyx seine geheimnisvollen Linien- und
Farbenspiele! Hier ist Sein und Erscheinen in
Wahrheit eins. Hier muß sich menschliche Kunst
nicht im Dazutun, sondern in vorsichtig zurück-
haltender und doch kräftig zugreifender Ge-
staltung bewähren. Ein Hauch jener Ehrfurcht,
mit der der Geologe vor dem Urgestein steht,
muß noch in der Werkstatt den Künstler und
dann den Käufer anwehen, der das fertige Pro-
dukt in den Händen hält. Man darf sagen, daß
die Gefäßformen des Hauses Rupp & Moeller
allen diesen Anforderungen in vorbildlicher
Weise entsprechen. Es sei für die geologisch
interessierten Leser bemerkt, daß der bei einigen
der abgebildeten Gegenstände verwendete Böt-

XXVII. Mai 1924. 4*
 
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