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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Sch., H.: Zur Persönlichkeitsbildung des Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0105

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KLEINPLASTIK »HIRTE« BRONZE. KLEINPLASTIK »KEUSCHHEIT« EICHENHOLZ.

ZUR PERSÖNLICHKEITSBILDUNG DES KÜNSTLERS.

Daß auf die Persönlichkeitsbildung des Künst-
lers ein ganz außerordentliches Gewicht zu
legen sei, steht außer Frage. Kein vernünfti-
ger Mensch wohl wird glauben, daß ein unan-
ständiger Mensch ein anständiges Bild malen
oder ein gutes Gedicht machen kann. Denn
Kunstübung ist ja unendlich viel mehr als tech-
nische Fertigkeit, als geschicktes Spiel mit Mit-
teln. Nicht das Lehrbare und Lernbare ist ent-
scheidend für den weltbaften Wert eines Kunst-
gebildes, sondern dessen lebendige Substanz,
das heißt der Anteil an bildendem Weltstoff,
den das Werk in seiner Bildung in sich schließt.
Es ist fast überflüssig darauf hinzuweisen, wie
der strengste, in letzter Instanz entscheidende
Richter über künstlerisches Schaffen, nämlich
die Nachwelt, die routinierte Mache zur Ver-

gessenheit verdammt und der gebaltigen Schö-
pfung ein gleichsam ewiges Leben zugesteht,
und damit auch der Persönlichkeit ihres Schöp-
fers, dessen menschliche Prägung es trägt.

Künstlertum ist wohl subjektiv; ein Mensch
hat entweder die Gnade, schöpferisch begabt
zu sein oder er hat sie nicht. Künstlerschaft
ist sicher mehr Frage der Persönlichkeit. Die
Vielen, die berufen sind, kommen alle auf ihrem
Lebensweg an jene Straßengablung, die Ent-
scheidung heischt. Die Auserwählten pflegen
dann den Pfad der Gesinnungshaftigkeit, der
aufgabeharten Bemühung, alias Persönlichkeits-
bildung zu wählen, der ihr Werken und Wirken
für immer von der rein funktionellen Übung der
Gestalterkräfte, von der wertlosen, unpersön-
lichen Macherei scheidet und trennt. . . h. sch.
 
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