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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Cheer, William: Fritz August Breuhaus und sein Stil
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P., ...: Umbau des Bankhauses Hardy & Co., Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0118

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Fritz August Breuhaus und sein Stil.

kehrenden Rhythmen, schafft die ernste und
solide Atmosphäre der Geschäftsleitung; der
exotisch anmutende Beleuchtungskörper im
Wartezimmer verbreitet Kühle und bringt De-
bitoren Respekt bei. Nichts ist überflüssig,
nichts ist zuviel; alles ist schön, und alles im
Sinne des Zwecks.

Breuhaus ist einer von denen, die wissen,
daß der Stil den Menschen macht. Daß die
Form der Dinge, die uns umgeben, bestimmend
ist für die Formen, in denen sich das Leben
abspielt. Aus diesem Bewußtsein heraus hat
er seine Bauten geschaffen, Villen, Landhäuser,

Banken und Tanzsäle; aus diesem Bewußtsein
seine Räume, Möbel, Stoffe und Tapeten; nun
greift er konsequenterweise auch nach anderen
Gebieten der äußeren Kultur, um durch ihre
Werbekraft die innere zu schaffen: er entwirft
Straßenbahnwagen, Eisenbahnwaggons.

Das alles zeugt nicht nur von überraschender
Vielseitigkeit und Phantasie, sondern von mehr;
vom Willen zur Einheitlichkeit, der die Schön-
heit in den Dienst allen täglichen Gebrauchs
zu stellen und so ein Milieu zu schaffen ver-
mag, das für den Stil des Lebens überhaupt
maßgebend ist......... william cheer.

UMBAU DES BANKHAUSES HARDY & Co.-BERLIN.

Die Gesamtabsicht des Umbaus ging dahin,
den Räumen einen vornehmen und reprä-
sentablen, dabei aber doch schlichten und ge-
haltvollen Charakter zu geben. Es sollte gegen-
über dem Stil der modernen Großbankbauten
bewußt das Gepräge des alten Berliner Privat-
bankhauses gewahrt bleiben.

Dieser von einem verständnisvollen und rege
mitarbeitenden Bauherrn ausgehenden Gesamt-
absicht ist von den Architekten in anziehender
Weise entsprochen worden. Die Linienführung
ist in den rein architektonischen Partien zwar
durchaus modern, aber gediegen, übersichtlich
und besonnen. Dafür lebt im Ornamentalen
(Vergitterungen, Beleuchtungskörper usw.) ein
pikantes, zeitgenössisch-stilisiertes Empfinden
auf und bringt in die Schwere und Gediegen-
heit ein Element der graziösen Gefälligkeit.

Die Lage des Gebäudes ist bedeutsam, an-
spruchsvoll und verpflichtend: der wesentliche
Teil der Front fällt dem Gendarmenmarkt zu,
den wichtigsten Faktor der baulichen Umgebung
bildet die gerade gegenüberliegende, prachtvoll
gegliederte Neue Kirche von Gontard. Dieser
Umgebung hatte der Umbau künstlerisch Rech-
nung zu tragen. Das Gebäude diente früher
mehreren Konfektionsfirmen als Geschäfts- und
Lagerhaus. Erst im Jahre 1922, nach dem voll-
ständigen Freiwerden des Hauses, konnte der
Umbau in durchgreifender, einheitlicher Weise
vorgenommen werden.

Das Haus hat zwei Haupteingänge. Der Ein-
gang für die Geschäftsleitung befindet sich an
der Markgrafenstraße, gegenüber der neuen
Kirche, der Eingang für das Personal liegt an der
Taubenstraße. Ebendort befindet sich auch der
Eingang zu dem das ganze Erdgeschoß ein-
nehmenden Kassenraum. Das erste Stockwerk
wird ausschließlich von den Räumen der Ge-
schäftsleitung nebst Sitzungssaal, Sprechzim-

mern usw. eingenommen. Im zweiten Stock-
werk ist die Devisen- und Börsenabteilung, im
dritten Stockwerk die Rentenabteilung, im vier-
ten Stockwerk die Buchhaltung untergebracht.

Obwohl der Außenbau nur im Erdgeschoß
verändert wurde, hat doch das ganze Haus
durch die kräftige Ausgestaltung dieses ästhe-
tisch tragenden Teiles ein neues Gepräge be-
kommen. Das Erdgeschoß wirkt als Sockel,
seine Linien und Massen geben der ganzen
übrigen Fassaden-Anlage einen gewandelten,
lebendigen Sinn. Der bildhauerische Schmuck
der Portale ist nach Entwürfen von Bildhauer
W. Meiler-Köln ausgeführt worden.

Der Innenausbau läßt in allen Teilen erken-
nen, wie sehr ihm die Gesinnungsvornehmheit
und das künstlerische Verständnis des Bauherrn
zugute gekommen ist. Jeder Freund einer ge-
haltvollen baulichen Kultur wird es loben
müssen, wenn neben den luxuriösen Bauge-
danken die Gesinnung des schlichten, sach-
lichen, auf soliden Wert eingestellten Formens
erhalten bleibt. Das ist aber nur die eine Seite
der Sache. Die besondere Leistung des Bau-
herrn bestand in diesem Falle darin, daß er
Sinn und Einsicht genug besaß, um innerhalb
des schlichten Gesamtrahmens dem Wunsche
des Architekten nach Auswirkung moderner
Schmuck-Gedanken nach Möglichkeit zu ent-
sprechen. Auf diese Weise nur konnte die
reizvolle Gesamtwirkung, aufgebaut auf dem
organischen Zusammenwirken von Ernst und
Anmut, zustande kommen. Wenn also das
Werk als gelungen anzusprechen ist, so ist das
zu erheblichem Teil ein Verdienst des Bauherrn,
der der Tätigkeit des Architekten (die während
der Iaf lationszeit ja unter besonders schwierigen
Bedingungen stand) das feinste Verständnis ent-
gegenbrachte und in Zweifelsfällen nur groß-
zügige Entscheidungen traf. —.........p.
 
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