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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Geron, Heinrich: Daheim und Draussen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0207

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DAHEIM UND DRAUSSEN.

Wir leben in einem Zeitalter fundamentaler
Umstellungen, durchgreifender Neuein-
stellungen. Das Erdreich ist die Welt des Er-
finders geworden. Deutlich und für jedermann
bemerklich wird das Dasein im Großen durch
die Auswirkungen der gewaltigen technischen
Vollbringungen der Neuzeit bestimmt. Vom
Impuls der Arbeit mit Maschinen befeuert sind
Rhythmus und Tempo des modernen Lebens
Zusehens heftiger, eifriger und unerbittlicher
geworden. Das Räderwerk der geschäftigen
Abläufe greift täglich mathematisch-genauer,
mechanisch - pünktlicher ineinander ein und
zwingt den tätigen Menschen immer diktatori-
scher in den großen Zusammengang.

Dieser Vorgang wirkt sich notwendig im gan-
zen Lebensgehaben des modernen Menschen
aus, nicht zuletzt auch in der Heim ges taltun g.
Ja, die alten Wechselbeziehungen von „Da-
heim" und „Draußen" treten heute in ein neues
Licht. Die Heimgestaltung tritt mit ganz be-
wußter Andersartigkeit dem Draußen gegen-
über auf. Wenn das Leben Draußen ständig im
Zeichen der Spannung und Überspannung steht,

wird der Mensch sein Heim natürlicherweise
zu einer Stätte der Entspannung machen.
Wenn der Ablauf des breiten Geschehens im-
mer fordernder, immer mechanischer wird, dann
muß das Heim immer deutlicher die „Bleibe"
sich selbst hingegebener Geruhlichkeit, stillen
geschöpfliehen Daseins werden. Je weniger im
sausenden Getriebe des Draußenlebens Platz
für Wohlbehagen und warme Behäbigkeit, f ürBe-
quemlichkeit und Gemütlichkeit bleibt, je offe-
ner und breiter werden sich diese freundlichen
Eigenschaften im Hause einzunisten wissen.

Ganz offensichtlich also ist das Wohnwesen
von den Verhältnissen der Zeit begünstigt, und
dem Menschen ist die Lösung der ersten Le-
bensaufgabe, die Heim-Gestaltung, dringen-
der geboten und in vieler Beziehung leichter
gemacht als je. Während die technischen Er-
rungenschaften dem Haus und Heim in hervor-
ragender Weise dienstbar gemacht wurden, hat
gleichzeitig die Verschärfung der Zustände im
Draußen das Heim geradezu heimhafter und
heimeliger werden lassen. Der Mensch in ge-
ruhigten Läuften, die nicht vom Tosen der

XXVm. Juni 1935. 7
 
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