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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Schlaf, Johannes: Weimarer Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0186

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Weimarer Künstler

PROFESSOR HUGO GUGG

»WEINBERGHAUS BEI SAAI.ECK«

manns besten, künstlerischen Eigenschaften:
Monumentalität, Verzicht auf realistische, un-
ruhig geistvoll differenzierte Herausarbeitung
der Einzelheiten, in der Wahl des Gegenstan-
des und der Situation den entschiedensten Sinn
für reine skulpturelle Wirkung.

Der von Trieb eigentlichste Maler unter den
Meistern der Weimarer Hochschule ist Hugo
Gugg. Er hat vor seiner Berufung nach Weimar
sich lange Jahre mit liebevoller Treue in die
Saaletal-Landschaft der Kösener Gegend einge-
lebt. Im Sinne etwa der Meister der deutschen
Frühromantik. Aber er ist (auch als Lehrer)
eine sehr eigenständig geprägte Persönlichkeit.
Einfachheit in der Komposition, in ruhige Form,
die eine stille Feierlichkeit hat, gebanntes Na-
turerleben, von innen heraus leuchtende Farbe,
Tonigkeit vereint mit feiner Kleinarbeit, ein
bezaubernder Einklang von menschlicher Ge-
stalt, Raum, Licht, Atmosphäre, kennzeichnen
ihn. Auch eine Anzahl vorzüglicher Porträts
hat er geschaffen. Sie sind streng stilisiert in
der Form, wenig differenziert, doch nicht steif,
warm leuchtend in der Farbe, Gesicht und
Körperhaltung von ruhig sicherer Charakteristik.

Aus dem schweren Ernst der Zeit heraus ge-
lebt, sind die Bilder Mesecks. Herb, wenig
farbenfroh, von streng kantiger, spröder Ent-
schiedenheit in den Umrissen (die den gebore-
nen, den hervorragenden Graphiker verrät, der
er ist). Mathematisch starr rhythmisch geglie-
dert, doch wohl noch von dem Krampf unsrer
modernen Übergangsunruhe gezerrt, gestufter
Aufbau. Ruhiger, weniger herb, intimer belebt,
sehr ausdruckskräftig geben sich seine Porträts.
Die Graphiken verbinden eine psychologisch
differenzierte, starke Charakterisierungskunst
mit einer ins Groteske gehenden, sehr ausgie-
bigen, beweglichen Phantastik.

Bei Alexander Olbricht eint sich eine er-
staunlich sichre, feinfühligste Technik mit einer
in die Kleinnatur mit hoher Künstlerschaft ein-
gelebten Treue. Seit Dürer hat wohl kaum ein
deutscher Maler so hinreißende, kleine Meister-
werke von Pflanzen und Blumen geschaffen.
Hier feiert die Technik der kalten Nadel seltene
Triumphe. Neuerdings hat Olbricht aus diesen
Ranken, Stielen, Blüten- und Blattformen ab-
strakte (farbige) Phantasiekompositionen ge-
schaffen, die das Entzückendste sind, was man

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