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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Hofmann, Herbert: Internationale Buchkunstausstellung, [2]: Ausland
DOI Artikel:
Ritter, Heinrich: Die Magie der Handarbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0177

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Internationale Buchkunst-Ausstellung Leipzig 1927

Ornament und Titelkom-
positionen atmen den Geist
der Bauplastik. Es ist die
Ironie der Wirklichkeit:
jener „Amerikanismus" ist
in der amerikanischen Buch-
kunst nirgends anzutreffen.
Statt dessen englische
dekorative Gesinnung in
zweitem Aufguß und er-
schreckender Mangel an
eigener Geschöpflichkeit.
Und endlich Japan. Seine
Buchästhetik, die durch
den Einfall europäischer
Kultur schwersten Erschüt-
terungen ausgesetzt war,
folgt Gesetzen, die sich
westlicher Einfühlung ent-
ziehen. Man muß sich
ihnen gläubig gegenüber-
stellen, ohne sich das Recht
der Kritik anzumaßen. —
Und dann haben sich die
Nationen zu friedlichem
Kreise noch einmal zusam-
mengeschlossen, um eigent-
liche Herzenstöne ihrer
Volksseele aufklingen zu
lassen: im geläuterten Be-
kenntnis ihrer Liebe zum
Kinde, im Kinderbuch.
Karl Hobrecker bannte
den Zauber dieser strahlen-
den Märchenwelt in einen
buntleuchtenden Sonder-
räum. dr. herbert hofmann.
*

belgien. jozef cantre. holzschnitt-illustration

DIE MAGIE DER HANDARBEIT

Die Stickerei bewegt sich in der Welt der
„Zeichen". Sie bildet das Naturding:
Blume, Tier oder Mensch nicht ohne weiteres
ab, sondern sie gewinnt ein „Zeichen" aus ihm,
sie faßt nicht das Ganze der äußeren Gestalt,
sondern sie holt die „Bedeutung", die Kraft,
den Geist heraus, die sich darin verbergen.
Damit aber betritt sie immer wieder eine
„magische" Sphäre; denn alles „Zeichen" ist
magischer Art, gleichviel, ob das Magische be-
wußt wird oder unbewußt bleibt. . Eigentlich
sollte jede rechte Stickerei, so gut wie ein Ge-
dicht, eine Melodie, ein Bild aus einer be-
stimmten Seelenlage heraus entstehen, die frei
im „Zeichen" ausgesprochen wird. Die Frauen
sollten die alte Beziehung, die ihr Geschlecht

seit je zur Sprache der Zeichen besitzt, von
neuem ehren lernen. Sie sollten die Stickerei
wieder verwenden lernen als ein Mittel,
Seelisch-Geheimes darzustellen, ihre Seele zu
festigen, die Macht der Zeichen sich dienstbar
zu machen, die die heutige Welt zu ihrem
Schaden fast vergessen hat. Denn solange be-
seelte Wesen leben, wird es den einen großen
Unterschied geben, d«r zwischen dem W o r t und
dem Zeichen besteht: Das Wort (fast unser
einziges Verständigungsmittel) spricht aus, aber
gar zu leicht vernichtet und entzaubert es auch
das, was es ausspricht; das Zeichen aber stellt
dar, ohne den Zauber zu brechen, ohne das
Geheimnis zu stören. Das ist seine große,
seine ewige Tugend...... Heinrich ritter.
 
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