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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Ingeborg v. Rath
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0370

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INGEBORG
VON RATH
— BONN.
»BILDNIS«

INGEBORG v. RATH. Es ist eine altbekannte
Erscheinung, daß das breite Publikum das
plastische Werk überhaup t und die Bildnisplastik
im besonderen nicht recht zu schätzen weiß. Das
„Lesen" plastischer Form ist nicht so vielen
Menschen gegeben wie das Lesen von Farbe und
Linie. Während beim Gemälde die Übertragung
von Raum und Körper auf die Fläche sehr sinn-
fällig ist und das Kunstwerk von der Naturform
lebhaft distanziert, scheinen bei der pla-
stischen Form viele Menschen der Täuschung
zu unterliegen, als sei sie nur eine Art Wieder-
holung der Naturform. Sie sehen den Um-
setzungsprozeß nicht, der stattgefunden hat,
sie spüren die bildende Künstlerhand nicht, die
doch bei einer Figur, einem Kopf das ganze Ge-

füge der Massen, der Wölbungen und Vertief-
ungen vollständig neu gefaßt und umgedichtet
hat. Nur wenn man dies im Sinn behält, wird
plastische Form für das Auge lebendig, wird
der Geist des Beschauers aufgeschlossen für
die Poesie der Begegnungen von Masse, und
Masse für den schweigsamen Tanz der Buch-
tungen und Wölbungen, für die dramatischen Er-
eignisse von Lichtern u. Schatten, die zusammen-
kommen müssen, um einen „Kopf" zu bilden.

Wird dies anläßlich der Bildnisstudie von
Ingeborg von Rath gesagt, so heißt das, daß
dieser Kopf mit seiner stillen Arbeit auf sehr
liebenswürdige Weise zur Würdigung plastischer
Poesie einlädt. Ingeborg v. Rath hat auch in
der Kleinplastik manches Schöne geleistet. —
 
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