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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Neugass, Fritz: Isaac Grünewald
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0303
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Isaac Grunewald

■<aao grunewald—paris

»aus dem konzertsaal stockholm«

und zeigen eine kurze Periode expressionistischer
Formgebung. Van Gogh, Eduard Münch und
Greco scheinen den Künstler ebenfalls beson-
ders beschäftigt zu haben.

Doch über allen Einflüssen steht seine eigene
Persönlichkeit. Die Farbe gewinnt kräftige und
freudige Harmonien und ist stets von einer
warmen und leuchtenden Materie. In den Por-
träts und Aktkonipositionen klingen die star-
ken Kontraste des Kolorits wie eine farbige
Variante der seelischen Stimmung nach. In
seinen Landschaften, die 1911 in Italien, 1914
bis 1918 im Hafen von Stockholm und in den
letzten Jahren am Mittelmeer entstanden sind,
triumphiert die Farbe: das Blau des Himmels,
das Rot der Dächer und das Grün der Wiesen und

Bäume verschmelzen zu einem freudigen Akkord.
— Neben diesen Bildern zeigt Grünewald eine
besondere Gäbe für dekorative Belebung großer
Flächen. Er hat 1926 den Kammermusiksaal
in Stockholm ausgemalt. Ein Deckenbild von
160 Quadratmetern und 30 Wandfüllungen
variieren das Thema der Musik: Tanz, Rhyth-
mus und Bewegung liegt in den verzückten
Körpern; die Empfindung der Harmonie, der
Andacht, Adagio, Scherzo und Allegro und
die ganze Skala musikalischer Empfindungen
wird hier ausgedrückt.

Grünewald ist heute einer unserer vielge-
staltigsten Künstler, die fern von aller Theorie
und Kunstpolitik aus überströmender Kraft und
innerem Zwang ihre Werke schaffen. . dr. f. n.

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