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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Schwabacher, Sascha: Renoir
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0323

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AUGUSTE RENOIR

»LA GKENOUILI.KRE« 18IM

RENOIR

Renoir ist aus dem Kunsthandwerk hervor-
gegangen. Die schönsten Reize seiner Male-
rei, die Süßigkeit und den pastosen Glanz sei-
ner lichten Farben auf hellem Grund verdankt
er der dekorativen Kunstübung.

Er ist als Sohn eines armen Schneiders im
Jahre 1841 inLimoges geboren und erlernte die
Technik des Porzellanmalens in einer Pariser
Werkstatt für Porzellandekor. Die Kollegen
nannten ihn wegen seiner Geschicklichkeit in der
Anwendung der Farben den „kleinen Rubens".

Erst als die Erfindung des Porzellandrucks
dem Ertrag der Handarbeit Abbruch tat, ent-
schloß sich Renoir Maler zu werden. Er bezog
die „Ecole des Beaux Arts" in Paris im Jahre
1861, wo er Monet und Sisley, später Cezanne
und Pissarro kennenlernte.

Seine schönsten Frühwerke begannen mit
dem Jahre 1866. Es entstanden: das „Ehe-
paar Sisley" mit der herrlichen, rotgestreiften
Robe, der „Knabe mit der Katze", „Die Oda-
liske", „La Grenouillere" in drei Fassungen,
„Die Dame mit dem Möwenhütchen", Männer-
bildnisse von Freunden, Frauenporträts, Still-
leben und die „Lise", die ins Folkwang-

museum kam und berühmt wurde. Diese Frau
in Stehfigur, der ganze Körper in duftigst ge-
malten, weißen Mull gehüllt, ist wie eine Schwe-
ster der Flaubertschen „Madame Bovary", ein
frauliches Wesen von hohem, animalischem Reiz
und zugleich, wie diese, ein Glaubensbekennt-
nis : eine Art neue Romantik eines auf Natur-
wahrheit ausgehenden Künstlers. Mit dem Jahre
1874 setzte die am meisten bewunderte Periode
von Renoirs Schaffen ein. „Die Loge" ist
das erste Glanzstück, dem bald das höchst
quälitätvolle Damenbildnis der Frau Hartmann
im Luxembourg, die schwarze Frau vor dem
schwarzen Flügel in so voluminöser, imposanter
Ganzfigur wie früher die „Lise" in hellen Far-
ben, das „Dejeuner" im Städelund „Die beiden
Damen in der Loge" folgten, Seinebilder, Land-
schaften bei Paris, Aktstudien und Baigneusen
mit einem „Weiß aus flimmernder Atmosphäre"
wurden geschaffen, — Themen, auf die Renois
immer wieder Varianten bis in sein später
Alter fand.

Kunstliebhaber wie Choques, Durand-Ruel
und Duret wurden Bewunderer. Das Geschick
Renoirs hob sich immer mehr. Jäh folgte auf

XXXII. Febrnar 1S29. 2
 
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