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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Schmidt, P. F.: Ludwig Knaus' 100. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0039

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GEORG MERKEL—WIEN

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LUDWIG KNAUS' 100. GEBURTSTAG

Knaus ist am 5. Oktober 1829 in Wiesbaden
geboren und nach einem langen, von An-
fang an erfolgreichen Leben am 7. Dezember
1910 in Berlin gestorben. Einen so strahlenden
Ruhm, wie er ihn bei Lebzeiten genoß, muß
man fast immer mit posthumer Vergessenheit
büßen. In den Jahrzehnten des hemmungslosen
Materialismus war es einemKünstler beinahe un-
möglich gemacht, intakt zu bleiben. Knaus ist eins
der anschaulichsten Beispiele für das Verderben,
dem sie alle widerstandslos anheimfielen, wenn
sie nicht einen starken Panzer von Idealismus
und Willen zum Märtyrertum um sich trugen.

Knaus begann an der Düsseldorfer Akademie
durchaus in jugendfrischem Tempo und mit revo-
lutionärem Elan (1845—48). Er setzte sich
über die schwächlich süßliche Spätromantik
seines Lehrers C. F. Sohn hinweg und eignete
sich seine Art, die Welt zu sehen, mit Hilfe
der alten Holländer an, vor allem der Bauern-
maler Brouwer und Ostade. Da er begabt war,
fand er sehr früh schon seinen Weg zu einer
nobeln, aufgelockerten Bildtextur und einem

Realismus in der Naturwiedergabe, der für
Düsseldorfer Verhältnisse ganz unerhört war.

Im Revolutionsjahr 48 verließ er auch end-
gültig die Akademie, machte sich selbständig
und debütierte sogleich mit größtem Erfolge
mit einem „Hessischen Bauerntanz unter der
Linde", den L. Pietsch (1849) der Menzelschen
„Tafelrunde Friedrich d. Gr." ebenbürtig an
die Seite stellte. Damit war sein Schicksal be-
siegelt. Knaus mußte fortan Bauern malen; er
malte sie mit Begeisterung und mit jener Art
von Psychologie, die man dazumal für Realismus
hielt, malte Kinder, Katzenmütter, Gaukler,
Hochzeiten in einer strengen und sorgfältigen
Technik und ausgezeichneter Beobachtung. Vor
allem aber konnte er Porträts malen, die wahr-
haft bedeutend sind durch Einfachheit der Dar-
stellung und psychologische Kenntnis.

Alle Vorzüge seiner Kunst verlieren sich
nach und nach seit den 60 er Jahren. Inter-
essanter und neckischer Inhalt wird als aus-
reichend betrachtet, die gute Malerei verliert
sich unmerklich, aber vollkommen, r. f. schmidt.

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