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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Heilmaier, Hans: Eduard Goerg, Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0390

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eduard goerg—paris

GEMÄLDE »ANGI.ERc

EDUARD GOERG-PARIS

In dem summarischen Ausspruch „Ce que
j'aime en art c'est l'homme, donc l'art d'ex-
pression" ist das ganze künstlerische Glaubens-
bekenntnis Goergs enthalten. Es existiert in
der Tat kaum ein Bild von ihm, in dem die
menschliche Figur fehlte. Es ist das Milieu der
bürgerlichen Gesellschaft, welches ihn beson-
ders fesselt und seinem Schaffen stets neue
Anregung liefert. Goerg aber gibt sich nicht
nur mit der simplen Karikatur dieser Gesell-
schaftsschicht zufrieden. Er geht vielmehr ihrem
Seelenleben, ihren Gewohnheiten auf den Grund
und findet eine dem Psychologischen adäquate
Formgebung. Gerichtsszenen, Marktweiber,
Leute im Eisenbahnabteil usw. werden ihm
zum tauglichen Mittel für seine Kompositionen.
Seine Arbeiten entsprechen dem inneren Er-
lebnis, der künstlerischen Vorstellung, welche
den Maler zur befreienden Realisierung drän-
gen. Darin zeigt sich der Expressionist, dem
weniger an strenger Bildstruktur als an der un-
veränderten Niederschrift seines persönlichen

Erlebnisses gelegen ist. Dem sondierenden
Charakter der Form steht als versöhnendes
Element die Farbe gegenüber. Sie schafft den
ersehnten Ausgleich und nimmt doch auch
wieder an dem mysteriösen Dasein des Bild-
ganzen Anteil. Blumen und Früchte scheinen
in dieser Treibhausluft besonders gut zu ge-
deihen. Dominierendes Weiß geht mit sattem
Emailblau, beißendem Grün eine glückliche
Bindung ein und schafft mit noch anderen Tönen
zusammen jene Einheit des Kolorits, welche
mehr als das Produkt einer weise gemischten
Palette ist. Die Empfindung fürs Stoffliche geht
mit visionärer Ausdrucksstärke Hand in Hand.
Geist und Materie, Gegenständliches und Figür-
liches fühlen sich organisch verbunden. — An
Biographischem: Goerg ist 1893 als Sohn eines
französischen Vaters und einer irischen Mutter
in Sidney geboren. Seit seinem siebten Lebens-
jahre lebt er in Frankreich. Unmittelbar vor
dem Kriege hat er einige Reisen nach dem
Süden und dem Orient gemacht, hans heilmaier.

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