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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

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Brattskoven, Otto: Rudolf Jacobi, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0099

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rudolf jacobi—berlin

»bretonischer hafen «

RUDOLF JACOBI-BERLIN

von otto brattskoven

Der Maler Rudolf Jacobi ist keine Erschei-
nung, die mit absolut ungewöhnlicher An-
schauungsweise zur Auseinandersetzung zwingt,
aber er gibt in seinen neuerlichen Gemälden die
Antwort auf eine Frage, die bislang vergeblich
gestellt wurde. Nämlich nach einem deutschen
Gegenstück zu jener Darstellungsart, die die
Franzosen als „peinture" bezeichnen.

Keineswegs soll damit behauptet werden,
daß er gleichfalls, wie es heute Mode geworden,
in einem Nachahmen der gallischen Note Sinn
und Ziel malerischer Betätigung sieht. Vielmehr
ist seine verwandte Art eine Angelegenheit des
Temperaments und Charakters. Es liegt in
seinem Wesen, Vorwürfe und Themen nicht als
magische Erscheinungsformen zu empfinden und
zu sehen, vielmehr auf eine eigene Weise sach-
lich. Nicht dabei indessen mit der Nötigung zur
neuerdings geübten exzessiven Sachlichkeit,
sondern derart, daß das jeweilige Motiv in far-
bensinnliche Wärme, in natürliche Kultiviertheit
und in eine ganz selbstverständlich scheinende
Ordnung eingebunden wird. Der Anschein der
Leichtigkeit darf jedoch nicht zu der Annahme

verführen, als ob die Arbeit selbst das Resul-
tat einer leichten Hand wäre. Im Gegenteil, es
war ebensowenig ein kurzer Weg zu dieser
ruhig ausgeklärten Bildform, die zugleich die
Erringung einer vorbildlichen Distanz anzeigt,
wie auch heute der Arbeitsprozeß nicht der hand-
werklichen und geistigen Anstrengung entbehrt.
So sind die Arbeiten letzlich kein Spielen mit
nur kultiviert aufgeteilten Farbflecken in ent-
sprechender formaler Bindung, sondern hart
erkämpftes und bestes Gut gegenwärtiger Mal-
kultur, einer Malkultur, die allenthalben immer
noch viel zu wenig als allgemeine und notwen-
dige Grundlage des bildkünstlerischen Schaffens
betrachtet und entsprechend gepflegt wird. o. b.


DAS UNSICHTBARE IM KUNSTWERK.
Das Unsichtbare sichtbar zu machen, das ist,
was wir Kunst nennen. Ein Künstler, der darauf
verzichtet, das Unsichtbare, das was hinter der
Erscheinung liegt — nennen wir es Seele, Ge-
müt, Leben — vermittelst seiner Darstellung
der Wirklichkeit auszuwirken, ist kein Künstler.
Alle bildende Kunst ist Gleichnis, m. liebermann.
 
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