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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Esswein, Hermann: Zur Frage der grossen Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0027

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PROF. WALTER PÜTTNER

GEMÄLDE »BILDNIS«

ZUR FRAGE DER GROSSEN KUNSTAUSSTELLUNGEN

VON HERMANN ESSWEIN

An sämtlichen deutschen Kunstplätzen erfol-
k. gen alljährlich mindestens einmal jene
Massenaufmärsche und Massenaufgebote von
Kunstwerken, auf welche die Künstlerschaft
immer wieder ihre stets wieder mehr oder min-
der enttäuschte Hoffnung setzt, jene Märkte,
für die man das Jahr über denkt und arbeitet,
die man unter dem Vorwand der Kunstkritik
Publizistisch betreut und belebt zu sehen
wünscht, für die immer wieder öffentliche Geld-
mittel und offizielle Eröffnungsredner eingesetzt
werden. Die Kundigen wissen und beklagen,
daß der Ertrag dieses Kunstbetriebs längst in
keinem Verhältnis mehr zu den Kosten steht,
die er verursacht, aber gegen den verjährten
Brauch anzugehen, ist schwer. Die große Kunst-
ausstellung, soviel Sorgen, Spesen, unnütze
Arbeit, Enttäuschungen sie den Ausstellern

auferlegt, gilt nun einmal in Künstlerkreisen
als die einzig mögliche und Erfolg verheißende
Repräsentationsform. Wer bei diesen staats-
und stadtoffiziellen Paraden nicht zum Zuge
kommt, und deren sind an größeren Kunst-
plätzen natürlich sehr viele, der schimpft auf
die Kollegen-Jury und tritt mit seinen Hunder-
ten oder Tausenden von Schicksalsgenossen
zu einem jurylosen Verbände zusammen, der
dann seinerseits wieder an Staat und Stadt
Förderungsansprüche stellt, denn die Allge-
meinheit hat ja die Pflicht, so geht die Auffas-
sung, alle Kunstrichtungen zu unterstützen und
nicht nur die offiziell genehmigten. Der inoffi-
ziellen Massenausstellung, wenn sie zustande
kommt, geht es dann aber auch nicht anders
wie der offiziellen: Dieselben Personen- und
Gruppenkämpfe, ungefähr dasselbe Angebot, die-

XXXIV. Oktober 1930.

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