Zur Frage der großen Kunst-Ausstellungen
lichkeit, um hervorzutreten, um bekannt zu
werden. Heute, auf der Massenausstellung, ist
dies das gleiche, als wenn man sich zu einer
uniformierten Menge in Reih und Glied stellen
wollte, um persönlich sichtbar zu bleiben. Die
Selbständigen, Erfinderischen, werden verdun-
kelt von ihren Nachahmern, und die durch-
schnittlichen Talente werden vom eigenen Weg,
der sie hervorheben könnte, abgedrängt durch
den Zwang, der Zeitparole zu genügen. Die
Anpassung an den Ausstellungsgeschmack, die
Nötigung, den Nebenmann zu überlärmen, auf-
zufallen um jeden Preis, hat mit der Arbeits-
moral die Kunst selber verdorben. Wer still
und ehrlich bleibt, geht unter im allgemeinen
Getöse und läuft Gefahr, selbst von den vor-
sichtig spähenden und spürenden Kennern über-
sehen zu werden, deren Auge viel rascher er-
müdet als das des bloß schaulustigen Besuchers,
und die sich den optischen Insulten solcher Aus-
stellungen meist garnicht mehr aussetzen.
Die Kritik, die Kunstpublizislik, an die man
sich immer wieder um Rettung wendet, nach-
dem man sie immer wieder als die eigentliche
Urheberin des Unheils geschmäht hat, kann nur
noch als Reportage der Situation gerecht wer-
den. Sie nennt dann möglichst viele Namen
mit irgendwelchen schmückenden Beiwörtern,
und die Sache bleibt wie sie war. Berichte
dieser Art werden vom Publikum mit Recht
nicht höher eingeschätzt wie der anpreisende
Waschzettel irgendeines Warenhauses. Die
echte, an die Minderheit der Wissenden gerich-
tete Kritik kann nur Namen empfehlen, die
keiner Empfehlung mehr bedürfen. Den Nach-
wuchs der Werte vermag sie aus den fragmen-
tarischen, über die Gesamterscheinung nichts
aussagenden Ausstellungsproben nicht zu er-
kennen. Wollten Tageszeitungen und Fachzeit-
schriften diese Ausstellungen ihren Quantitäten
nach ausführlich würdigen, was das Gegenteil
einer Reklame für die Ausstellenden wäre, so
könnten sie für ein Quartal auf allen sonstigen
Inhalt verzichten. Auch die dienstwilligste
Kunstpublizistik vermöchte also an der Lage
nichts zu ändern, und die strenge Auslese Ein-
lichkeit, um hervorzutreten, um bekannt zu
werden. Heute, auf der Massenausstellung, ist
dies das gleiche, als wenn man sich zu einer
uniformierten Menge in Reih und Glied stellen
wollte, um persönlich sichtbar zu bleiben. Die
Selbständigen, Erfinderischen, werden verdun-
kelt von ihren Nachahmern, und die durch-
schnittlichen Talente werden vom eigenen Weg,
der sie hervorheben könnte, abgedrängt durch
den Zwang, der Zeitparole zu genügen. Die
Anpassung an den Ausstellungsgeschmack, die
Nötigung, den Nebenmann zu überlärmen, auf-
zufallen um jeden Preis, hat mit der Arbeits-
moral die Kunst selber verdorben. Wer still
und ehrlich bleibt, geht unter im allgemeinen
Getöse und läuft Gefahr, selbst von den vor-
sichtig spähenden und spürenden Kennern über-
sehen zu werden, deren Auge viel rascher er-
müdet als das des bloß schaulustigen Besuchers,
und die sich den optischen Insulten solcher Aus-
stellungen meist garnicht mehr aussetzen.
Die Kritik, die Kunstpublizislik, an die man
sich immer wieder um Rettung wendet, nach-
dem man sie immer wieder als die eigentliche
Urheberin des Unheils geschmäht hat, kann nur
noch als Reportage der Situation gerecht wer-
den. Sie nennt dann möglichst viele Namen
mit irgendwelchen schmückenden Beiwörtern,
und die Sache bleibt wie sie war. Berichte
dieser Art werden vom Publikum mit Recht
nicht höher eingeschätzt wie der anpreisende
Waschzettel irgendeines Warenhauses. Die
echte, an die Minderheit der Wissenden gerich-
tete Kritik kann nur Namen empfehlen, die
keiner Empfehlung mehr bedürfen. Den Nach-
wuchs der Werte vermag sie aus den fragmen-
tarischen, über die Gesamterscheinung nichts
aussagenden Ausstellungsproben nicht zu er-
kennen. Wollten Tageszeitungen und Fachzeit-
schriften diese Ausstellungen ihren Quantitäten
nach ausführlich würdigen, was das Gegenteil
einer Reklame für die Ausstellenden wäre, so
könnten sie für ein Quartal auf allen sonstigen
Inhalt verzichten. Auch die dienstwilligste
Kunstpublizistik vermöchte also an der Lage
nichts zu ändern, und die strenge Auslese Ein-