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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Schiebelhuth, Hans: Das Befreiungs-Denkmal in Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0043

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benno elkan—frankfurt

»befreiungs-denkmal mainz«

DAS BEFREIUNGS-DENKMAL IN MAINZ

Bei der Beurteilung eines öffentlichen Denk-
mals genügt es nicht, daß sich der Betrach-
ter rein ästhetisch einstellt. Er muß sich auch
fragen, ob der äußere, gewöhnlich politische
Anlaß durch das Denkmal tatsächlich für die
Gemeinschaft gefeiert, ausgedrückt und bewahrt
wird, ob der Rang und die Gesinnung des Stif-
ters in den Augen der Öffentlichkeit befestigt
und besiegelt sind, kurz: ob das Denkmal eine
repräsentative Würde und Gültigkeit hat. Das
Denkmal soll auf den Vorübergehenden nicht
den Eindruck eines beliebigen, gerade hier auf-
gestellten Kunstwerks machen; es muß vor
allem seinen Sachcharakter als Erinnerungs-
zeichen an einen denkwürdigen Vorfall in der
Geschichte wahren. In einer Zeit wie der uns-
ngen, in der die Bindungen zwischen dem
Schaffenden und der Gemeinschaft vielfältig
gelockert sind, scheint es doppelt geboten, auf
diese unerläßliche Belange hinzuweisen. Zu die-
sen allgemeinen Fragen des Charakters kommt
noch die städtebauliche: die Anpassung an den
Aufstellungsort; öffentliche Plätze haben ein
Gesicht, sie haben Maße und Massen, die ihre
berechtigten Ansprüche an den Schöpfer des
Denkmals stellen.

Benno Elkan ist mit seinem Befreiungsdenk-
mal für die Stadt Mainz solchen Ansprüchen
durchaus gerecht geworden. Unstreitig war es

nicht leicht, einen Vorwurf zu finden, der dem
politischen Anlaß, der Räumung der Stadt und
des Rheinlands von Besatzungstruppen, ent-
sprach. Die überlebensgroße knieende Figur
der „Aufatmenden", die das Wiedererwachen
des so lange niedergehaltenen Persönlichkeits-
gefühls ausdrückt, hält den geschichtlichen
Augenblick sinnfällig fest. Die Schlichtheit und
Selbstverständlichkeit der Anlage, die einfache
Gliederung und die Größenverhältnisse des
Ganzen bringen den repräsentativen Charakter
durchaus zur Geltung. Das Denkmal ist 5'jsm
hoch; die 3 ' ji m hohe Figur steht auf einem 2 m
breiten Blocksockel in der Mitte eines Rund-
podests von etwa 8 1, ü m Durchmesser. Der Vor-
trag und die Gebärde wirken natürlich; es haftet
dem Ganzen nichts würdelos Schaustellerisches
oder abgeschmackt Geziertes an. Der Mainzer
Schillerplatz ist ein von vierstöckigen Häusern
umstandenes, mit etwa dreißigjährigen Roßka-
stanien bepflanztes längliches Rondell, ziemlich
im Herzen der Stadt. Wenn man eine der bei-
den Straßen, die auf die nördliche Schmalseite
des Platzes führen, herunterkommt, freut man
sich über den erzogenen Geschmack, mit dem
sich das Denkmal aus grauem Granit (die Gestalt
ist aus einer helleren Gesteinsart gehauen) in das
gefällige Gesicht und die schöne Geschlossen-
heit des Stadtbildes einfügt, hans schiebelhuth.
 
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