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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Schürer, Oskar: Landschaften von Willy Eisenschitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0115

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WILLY EISENSCHITZ

»DIE GRAUEN FELSEN«

LANDSCHAFTEN VON WILLY EISENSCHITZ

VON DR. OSKAR SCHÜRER

Vor einigen Jahren fiel uns in Paris beim
Streifzug durch die rue de la Boetie unter
Utrillos, Modiglianis, Bonnards und vielen kul-
tiviertem Durchschnitt ein Landschafter auf, der
in seiner naiv spontanen und doch sehr gepfleg-
ten Art von allem hier üblichen ebenso abstach
wie doch auch wieder ihm sich einfügte. Fran-
zose konnte er nicht sein: dafür waren diese
Bilder zu scharf gesehen, zu wenig in die große
Dekoration der Fläche zurückgeholt. Für einen
Deutschen aus dem Reich war doch auch wie-
der zu viel perlender Farbgeschmack in die
kernige Sicht gemischt, auch zu viel graziöse Ab-
sichtslosigkeit diesem Sehen eigen. Man klärte
uns auf: dieser Maler Eisenschitz sei ein junger
Österreicher, der in Frankreich lebe, in Paris
schon beachtet werde. Und plötzlich fanden wir
beglückt die landschaftlich bedingte Brechung
des eignen Wesens.

Jetzt begegnet uns dieser Maler wieder: die
gleiche Farbenfrische, der gleiche absichtslose
Zugriff in die volle Sicht hinein. Die Bildfläche
nun aber vielleicht noch harmonischer gefüllt
und selbstverständlicher von innen heraus be-
wegt. Wahrlich, hier spürt das Auge reine
Freude. Ein sehr gepflegter Farbensinn be-

stimmt die Palette, die vollen Grün und Rot
und leuchtenden Gelb sind sehr klar gegen-
einandergesetzt und doch immer in der Har-
monie gehalten. Das große Blickfeld ist durch
eine klug ausgewogene Verspannung des Mo-
tivischen zusammengehalten und schön be-
zwungen. Ein großer Reichtum der Einzelform
wird von klug beherrschtem Rhythmus gehalten.

Aber übersehen wir über solch bewußter
Formpflege die schöne Spontaneität nicht, die
doch unsern ersten Eindruck bestimmte, die
auch — man spürt es vor diesen Bildern —
Ausgangspunkt dieses Schaffens ist. Hier greift
ein klares Auge mit seiner vollen Naivität in die
Sichtbarkeit hinein, ordnet sie durch sein Sehen.
Die große Fassungskraft dieses Sehens sowohl
für Farben wie für Formen fällt auf. Da die
Reproduktion nur letztere wiedergibt, sei auf
sie besonders hingewiesen. Die Landschaft
füllt die Bildfläche fast bis zum oberen Rand.
Kaum Himmel darüber. . Aus der Erde schiebt
sich die Formbildung bis zum höchsten erreich-
baren Rand hinauf, holt in absichtslos betonten
Schwüngen aus. Solches Bis-Oben-Füllen der
Leinwand könnte schwer wirken. Viele Bei-
spiele wären aufzuzählen. Bei Eisenschitz ganz

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