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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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M., W.: Künstlertum als Beruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0176

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KÜNSTLERTUMALS BERUF. Künstlerische
Berufsarbeit ist stets bedroht von dem, was
in aller Berufsarbeit die Frische des Erlebens,
die Ursprünglichkeit der Haltung angreift: von
der Wiederholung. Ja, da aller Wert der Kunst-
leistung auf dieser Ursprünglichkeit beruht, ist
die Bedrohung hier schärfer als irgend sonst.

Die Kernfrage des Künstlerberufs lautet:
Ist Wiederholung möglich, die nicht in Gewohn-
heit (Routine) versandet? Ist Wiederholung
möglich unter Bewahrung der Ursprünglichkeit?
Man denkt im allgemeinen, die Begeisterung,
das lebhaft flammende Gefühl können die Ur-
sprünglichkeit auch in der Wiederholung garan-

tieren. Aber alles Feuer erlischt zuverlässig ein-
mal, Gefühl erkaltet. Man kann die Kernfrage
des Künstlerberufs daher auch so fassen: Gibt
es eine andere Begründung der Ursprünglich-
keit als jenes Feuer der Begeisterung, das zu-
verlässig einmal ausbrennt? — Ja, es gibt eine
solche andere Begründung. Sie heißt: Ernst
— vorausgesetzt, daß man sich unter „Ernst"
jene Einheit des inneren Wesens, jene Unge-
spaltenheit des Gemüts denkt, die dauernd die
ungebrochene Richtung auf den Lebensquell
festzuhalten vermag. Ernst ist: Ungebrochen-
heit des inneren Wesens. Ihr allein ist Wieder-
holung mit Ursprünglichkeit möglich. . . w. m.

OTTO SCHUBERT. GEMÄLDE »MUTTER UND KIND« Privatbesitz
 
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