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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Lautner, Theodor: Scherenschnitte von Fritz Griebel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0193

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Scherenschnitte von Fritz Griebel

kürzung. Er gibt die herkömmliche Nebenein-
anderstellung auf und komponiert ein Stilleben
auf räumliche Tiefe. Es gelingt ihm, die sich
in ihren Umrissen überschneidenden Gegen-
stände so voneinander abzuheben, daß man
auf den ersten Blick merkt: „Dieser Zweig liegt
hinter der Schale, hinter dem Pokal, während
die beiden anderen davor liegen. Auch die
stofflichen Beschaffenheiten im Sujet werden
mit der Schere leicht charakterisiert. Man spürt,
daß der auf Durchsichtigkeit behandelte Pokal
wohl aus Glas ist, man hat sogar den Eindruck
dunkelrotes oder dunkelgrünes Glas. Die un-
durchsichtige Obstschale wirkt massiv daneben,
man ahnt, daß sie aus Ton ist. Die Aderrippen
der Blätter sind durch Binnenlinien eingeschnit-
ten: damit wird die leichte, fast stofflose Be-
weglichkeit des Laubs neben der Solidität des
Zweigholzes und der Schwere der Birne betont.

Diese schönen reizvollen Arbeiten, die ein
gediegenes bildnerisches Vermögen, gute Be-
herrschung des Handwerks und einen höchst
erzogenen Geschmack bezeugen, erweisen sich
gerade durch ihr Abweichen von der Tradition

für die Anschauung ergiebig. Man sieht, daß
bei diesem Verfahren das spezifisch Scheren-
schnitthafte in Nuancen besteht und erkennt,
daß die Bilder durch die variable, illustrativ-
weiche, dennoch bestimmte Art der Silhouet-
tierung eine zauberhaft-spielerische Eleganz
und Grazie, eine gewisse Zartheit und Leicht-
heit der Darstellung erreichen, neben der das-
selbe Motiv in einer anderen Schwarzweiß-
technik, etwa als Linoleumschnitt ausgeführt,
grobschlächtig oder mit der Feder ausgeführt,
trocken wirken würde. Im Scherenschnitt, ganz
allgemein gesprochen, kann die Darstellung
etwas zu glattes haben: die relativ großen
Schwarzflächen wirken stumpf, wenn sie nicht
in angenehmer, bewegter Weise von einander
abgesetzt sind. Ferner sprechen bei diesen
Arbeiten noch die Materialwirkungen mit: die
sehr feinen Schlagschatten der Umrisse und
Binnenlinien, der Effekt des schwarzen Glatt-
papiers auf der etwas unebnen, körnigen oder
gefaserten, leichtgetönten Unterlage — Reize
allerdings, die die Reproduktion nicht zu wah-
ren vermag............ Theodor lautner.

FRITZ GRIEBEL—HEROLDSBERG. »SCHERENSCHNITT«
 
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