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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Pechmann, Günther von: Töpfereien von Auguste Papendieck
DOI Artikel:
M., W.: Echtes u. unechtes Kunstgefühl
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0219

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auguste papendieck

»auf der drehscheibe«

TÖPFEREIEN VON AUGUSTE PAPENDIECK

Besucht man eine einfache Töpferwerkstatt,
die mit künstlerischem Sinn geleitet wird,
so ist es, als ob man aus der Hochflut indu-
strieller Massenware zum Urquell keramischer
Kunst zurückkehre. . . Jahrtausende alte hand-
werkliche Technik wird hier in ihrer ursprüng-
lichen Form geübt, der Werkstoff behält seinen
schlichten erdigen Charakter, die Formgebung
ist einfach und überzeugend, bedingt durch den
knetbaren Ton, die sich drehende Töpferscheibe
und die fühlenden Hände des Töpfers. Von
diesen Händen aber strömt dem Ton das eigent-
liche Leben zu, von ihnen empfängt er die
Schwingung der Form und die Spannung der
Linie, welche das fertige Werk beseelt erschei-
nen lassen. So schlicht und selbstverständlich
deshalb die Formen sein mögen, so prägt sich
in ihnen doch immer der schaffende Mensch als
Kind seiner Zeit aus, und es entsteht eine Mo-
dernität der Form im Sinne von Lebenswahr-
heit, die viel zeitgemäßer ist als all die tausend-
fachen gequälten Versuche industrieller Zeich-
ner, Neuartiges, „Modernes" zu schaffen. Die
Bilder zeigen einige Töpfereien aus einer kleinen
Werkstatt, die Auguste Papendieck sich in ihrem
stillen Bauernhaus in Achterdiek bei Bremen
vor mehreren Jahren eingerichtet hat. Rings

um das Haus liegt die Marsch mit ihrem dunk-
len, fruchtbaren Boden, mächtige alte Bäume
überschatten den Giebel, und die tönernen
Gefäße mit den tiefen vornehmen Glasuren,
welche die Künstlerin dort schafft, sind der
Größe und dem Ernst der Landschaft verwandt.
Aus ganz stillen, kleinen Anfängen hat sich das
Können von Auguste Papendieck zu seiner
heutigen Reife entfaltet, geleitet einzig und
allein von dem Streben, zu tun, was nötig ist
und dabei wahr zu bleiben. . . g. v. pechmann.
*

ECHTES U. UNECHTES KUNSTGEFÜHL.
Treffen ein Mensch und ein Kunstwerk zu-
sammen, so ist nicht nur die Frage nach dem
Wert des Kunstwerkes gestellt, sondern auch
die Frage nach dem Wert dieses Menschen.
Mindestens die Frage nach dem Wert seines
Kunstgefühls. Es gibt eine Kunstbeziehung, die
dazu verflucht ist, nur auf die Augenblicks-
und Vordergrund-Reize des Kunstwerkes zurea-
gieren. Sie vermag lebhafte ästhetische Befrie-
digung zu spenden, aber sie ist auf rasch Ver-
altendes, auf bald erschöpfte Geschmacksquali-
täten gerichtet. Echtes Kunstgefühl dagegen
hat eine Witterung für jene Werte, die sich je
länger, desto herrlicher enthüllen..... w. m
 
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