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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Schürer, Oskar: Die Kunst geht nach Brot
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0240

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AMADEO
MODIGLIANI
»MÄDCHEN-
BILDNIS«

DIE KUNST GEHT NACH BROT

VON DR. OSKAR SCHÜRER

Guten Morgen, Conti. Wie leben Sie? Was
macht die Kunst?" — so empfängt der
Prinz in Lessings „Emilia Galotti" den zur
Audienz eintretenden Maler. „Prinz, die Kunst
geht nach Brot" — ist die berühmt gewordene
Antwort des Malers. „Das muß sie nicht",
entgegnet der Prinz, — „das soll sie nicht, —•
in meinem kleinen Gebiete gewiß nicht. —
Aber der Künstler muß auch arbeiten wollen."
Darauf Conti: „Arbeiten? Das ist seine Lust.
Nur zuviel arbeiten müssen, kann ihn um den
Namen Künstler bringen."

So der Barockkünstler, dessen Werke zwar
begehrt, aber schlecht bezahlt werden. Die
Massenlieferung war Gefahr. Und so antwortet
auch der Prinz: „Ich meine nicht Vieles, sondern
viel; ein Weniges, aber mit Fleiß . . . ." Und

die Erinnerung an die fürstlichen Mäzene
jener Zeit sagt uns ja auch, daß solches nicht
nur leere Worte waren, sondern finanzkräftig
unterstützt wurde. Der Künstler hatte am Ende
doch zu leben, wenn er nur dem Geschmack
der Gesellschaft, der damals ein so übler nicht
war, entsprechen wollte. Die tragischen Aus-
nahmen standen zeitlos darüber. Und ver-
darben — wie immer.

Wie müßte der heutige Künstler auf die etwas
professoralen Worte „Aber der Künstler muß
auch arbeiten wollen" antworten? Auch er
würde sagen: „Arbeiten, das ist seine Lust".
Aber er müßte anders fortfahren: „Doch für
wen arbeiten? Wem spende ich Freuden?
Wer nimmt es mir ab? Ich arbeite ins Leere."
Die heutige Lage der Künstler und der Kunst
 
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