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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Wenzel, Alfred: Die "ethische" Wirkung der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0312

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A. D. DE SKGONZAC—PARIS

AQUARELL »BRÜCKE IN COUILLY«

DIE „ETHISCHE" WIRKUNG DER KUNST

Woher kommt es wohl, daß man heute so
oft hören kann: es sei für die Kunst
selbst und für die, welche die Kunst lieben,
gleichermaßen von Übel, wenn ihre Wirkung
nur im Bereich des sogenannten „Ästhetischen"
liege; sie solle auch in „ethischer" Hinsicht auf
uns wirken.

Solche Äußerungen sind, wenn sie so häufig
laut werden, immer nur der Ausdruck einer
ziemlich allgemeinen Stimmung, sie kommen aus
den verschiedensten Kreisen. Die vielen Ein-
flüsse, die zu ihr führten, sind wohl in ihrer
Verschränktheit zu kompliziert, als daß wir sie
ganz überblicken könnten, doch wird man nicht
fehlgehen, wenn man zwei Momente als die
eigentlich leitenden zu erkennen wähnt:

Auf der einen Seite ist der Wunsch bestim-
mend, die Kunst als großen Schöpfungsbereich
wieder so innig mit der Gesamtheit eines Volks-
ganzen verbunden zu sehen, daß man sagen
könnte: sie bedeute allen etwas, das Leben
jedes oder doch der meisten Menschen stehe

in einem Kontakt mit dem, was die Künstler
schaffen, und gewinne aus diesem Kontakt eine
Bereicherung, die nicht nur so nebenher etwas
für sie bedeute, sondern als ein notwendiges
Lebenselement geschätzt werde. — Dieser
Wunsch entspringt der Einsicht, daß eine solche
Verbundenheit zwischen einer Allgemeinheit
und der künstlerischen Produktion das eigent-
liche Kennzeichen für ein höheres kulturelles
Niveau sei, dem gegenüber wir Heutigen nur Er-
folge einer sich immer steigernden Zivilisation
in die Wagschale zu werfen haben; da außerdem
kein Zweifel darüber bestehen kann, daß jede
Alleingeltung des rein Technischen über kurz
oder lang zur Verödung des Lebens führen muß,
bemühen wir uns, irgendwie die beiden Sphären
— Kunst und Leben — einander wieder nahe zu
bringen; „irgendwie , — denn es ist zunächst
wohl unwichtig, in welcher Form sich jene „Er-
lebnisse" vollziehen, die den Kontakt verfesti-
gen. Jede Form ist dienlich und darum wichtig,
wenn sie nur irgendeine Beziehung schafft.

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