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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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F., A.: Neue Gemälde von Ewald Vetter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0328

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margarete hamerschlag

»mutter und kind« 1930

NEUE GEMÄLDE VON EWALD VETTER

Die letzte Reise Ewald Vetters führte ihn
nach Norwegen. Von dort hat er jene Ge-
mälde mitgebracht, die auf der Mannheimer
Kollektivschau seines Schaffens (Mannheimer
Kunstverein, Herbst 1930) so viel bemerkt wor-
den sind. Menschen im Zusammenhang mit einer
großen, ungebändigten Natur, mit Meer und
Urgestein in ein hartes Leben verflochten und
sich darin bewährend — das sind Vetters Mo-
tive. Er sieht fast zwanghaft „symbolisch". Das
heißt: er sieht Bedeutung. Diese norwegische
Mutter, die mit ihrem Kind vom Meeresufer
landeinwärts wandert, die tiefblauen Wogen-
gebirge der stürmenden See im Hintergrund,
ist nicht eine einzelne Person. Sie ist der von
Naturgewalten hart geschmiedete Mensch, der
sich in einem heroischen Schicksal heroisch
behauptet. Und zugleich lebt sie, schon hart
geworden, dem Kinde seine künftige Menschen-
form treulich vor, während sie es noch pflegt
und hütet. Die Gruppe dieser zwei Gestalten,
die ewigen Dinge im Hintergrund, führt den
Blick weit hinaus, nicht nur in die Ferne des
Ozeans, sondern auch in die unabsehbare Folge

der Generationen, durch die sich nicht nur das
Leben, sondern auch der feste Blick der Augen,
das Anpacken der rauhen Fäuste, die Lebens-
tapferkeit und die rüstige Selbstbehauptung fort-
geerbt hat und forterben wird. In einem „Reise-
tagebuch" hat der Künstler über die Menschen
dieser Zonen geschrieben: „Ein Ausdruck ist
in ihren Gesichtern, der mich nicht mehr los-
läßt: ihr Blick geht immer weit über die Men-
schen hinweg. In der Nacht war eine Stunde,
da ich ganz klar in mir empfinden und schauen
durfte, was für einen kostbaren Schatz diese
Fischer in sich tragen: nichts gibt es, das sie je
beeinflussen könnte. Sie brauchen nichts und
äußerlich haben sie auch nichts — und besitzen
doch alles in sich." Diese innere Fülle, die aus
der Zusammenstimmung der Menschen mit einer
gewaltigen Natur stammt — sie ist es, die Vetter
immer wieder zu malen unternimmt. Man fühlt in
seinen Bildern ein weiches, ansprechbares Ge-
müt, eine Seele, die mit großen Augen hinaus-
dürstet in die Welt der Natur und des großen
Geschehens und mit ergriffenen Worten von
ihrem Erlebnis berichtet............a. f.
 
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