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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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May, Maria: Über die zukünftige Aufgabe des Kunstgewerblers
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0347

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>M AY-STRAND-
ANZUG-STO FFEc
WERKST. RETMANN-
SCHULE-BERLIN

ÜBER DIE ZUKÜNFTIGE
AUFGABE DES KUNSTGEWERBLERS

VON MARIA MAY

Dem aufmerksamen Beobachter unseres
kunstgewerblichen Schaffens fallen zwei
Strömungen besonders auf, die wahrscheinlich
noch gesteigerte Bedeutung gewinnen werden.

1. Die Durchdringung der industriellen Arbeit
mit künstlerischem Willen. — Wie war es früher?

Früher standen Kunstgewerbe und Industrie
sich beziehungslos gegenüber. Ohne Zweifel hat
das Kunstgewerbe das historische Verdienst,
Verständnis für Harmonie von Material und
Form, für Klarheit des Stils wiederbelebt und
damit die Tradition des guten alten Kunsthand-
werks auf neuer Grundlage und in neuem Geiste
fortgesetzt zu haben. Aber mit der Verbreitung
der kunstgewerblichen Idee trat auch eine Ver-
flachung und Erstarrung ein. An die Stelle der
lebendigen Idee trat das Schema, die Formel.
Die Arbeit der Werkstätten wie der Schulen
vollzog sich zum guten Teil im leeren Raum.
Der unmittelbare Kontakt mit der Masse der
Verbraucher fehlte und damit auch der volks-

wirtschaftlich und kulturpolitisch wichtige, be-
stimmende Einfluß auf die Geschmacksbildung.

Hier setzt nun die Industrie ein. Mehr und
mehr erkannten weitblickende Industrielle ihre
Aufgabe in der planmäßigen Pflege eines ge-
schmacklichen Niveaus ihrer Erzeugnisse.

Diese Wendung ist entscheidend,
denn die Industrie versorgt heute in ausschlag-
gebendem Umfang den Konsum. Noch steht die
Durchdringung der industriellen Arbeit mit
künstlerischer Auffassung in den Anfängen.
Das in Bezug auf künstlerischen Impuls im all-
gemeinen gewiß nicht vorbelastete Amerika ist
hier um Vieles voraus. Fast jeder industrielle
Betrieb hat seinen eigenen künstlerischen Bei-
rat. Die verstärkte Annahme dieser Idee in
unserer deutschen Industrie würde nicht nur zu
höheren Leistungen führen, sondern dem ver-
edelten Erzeugnis auch größere Absatzmöglich-
keiten im In- und Ausland verschaffen.
— 2. Die zunehmende Macht des Modischen
 
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