Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0045
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Born, Wolfgang: Neue Innenräume von Josef Hoffmann
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Umschlag
Titelblatt
Inhalts-Verzeichnis
Neue Gemälde von Jean Souverbie
8
Im Hintergrund erscheint ein Pferd. Ein sein. Er ist Ergebnis. Was ist Stil? Für viele
…
einem Meer, ungeheuer und endlos wie ein Diesem Worte ist Souverbies Kunst ein
…
KUNST IN NOT
…
unter dem Stichwort »Kunst in Not«, ein Problem, das, wie Staatspräsident Adelung ausführte, gerade für
…
kennzeichnen: Die Stellung der Kunst ist heute Ja, bis hoch hinauf in die geistigen Bereiche
…
mitten in dieser Armut doch noch so viel als Mit der Kunst und ihren Gegnern stand es
…
daß die konkreten, die tastbaren Güter eine un- Bedenken gegen die Kunst vor. Sie richten sich
…
Im Hintergrund erscheint ein Pferd. Ein sein. Er ist Ergebnis. Was ist Stil? Für viele
…
einem Meer, ungeheuer und endlos wie ein Diesem Worte ist Souverbies Kunst ein
…
KUNST IN NOT
…
unter dem Stichwort »Kunst in Not«, ein Problem, das, wie Staatspräsident Adelung ausführte, gerade für
…
kennzeichnen: Die Stellung der Kunst ist heute Ja, bis hoch hinauf in die geistigen Bereiche
…
mitten in dieser Armut doch noch so viel als Mit der Kunst und ihren Gegnern stand es
…
daß die konkreten, die tastbaren Güter eine un- Bedenken gegen die Kunst vor. Sie richten sich
Kunst in Not
12
künstlerische, auf dichterische Weise gesagt die Kunst eingegliedert ist. Und dieser Zusam-
…
Auf dieses Hinzutreten einer geistigen Kunst- ter-Aufführung mögen entbehrlich scheinen,
…
Aber nun wollen wir eine Veränderung des lange Zeit ohne Kunst auskommen.
…
Volkskultur blicken. Wir wollen den kultur- halbeinesVolksganzendieFunktion„Kunst".
…
regung, es möchten bei allen einschlägigen Ar- Kunst steht, einen biologischen genannt. Was
…
gegenüber einen Standpunkt für möglich, der selben Zuge, verstanden werden muß, daß sich
…
regungen ergehen in einer Zeit, da erstens die von Kunst innerhalb einer Volkskultur bedeutet
…
der Malerei und Plastik mit Fanatismus wehrt, wo Kunst ist, geschieht mitten im vollen Mitleben
…
ein dringend notwendiger Schritt. Ich sage nichts eine „Resonanz im Geiste" zu haben ist. Kunst-
14
Kunst in Not
16
Kunst in Not
…
Ganze hat, der muß die Funktion Kunst mit-
…
Innigkeit der Gesellung, die die Kunst
…
daß man das ganze Feld, auf dem Kunst
…
Kunst wahrhaft gut meinen. Die großen Ereig-
…
Theater, bildende Kunst und Dichtung dem
…
torium der Kunst „wird", gar keine halbwegs
…
stürzen werden, wenn die Kunst zurückweicht
…
sition der Kunst ist eingetreten. Undsogleich
…
nicht hinreicht. Käme die Kunst unter uns
Der Bildhauer Indenbaum
Neue Innenräume von Josef Hoffmann
Klassik und Romantik: normative und ekstatische Kunst
Die Malerin Maria Strauss-Likarz
Ferdinand Kitt, Wien
Der Gegenstand
Anmerkungen zu Pablo Picasso
Guido Tallone
Geniessen und schauen
Josef Wedewer - Münster
92
zeichnerischen Sparsamkeit vereinigt sich die halb ist seine Kunst eine Verheißung und eine
…
gänzlich rätselhaft geworden zu sein scheint, ist Linie sind nicht für sich allein da, sie meinen
…
und Wesen jeder wahren Kunst ist und weil Es gehört zum Paradox des Kunstwerkes,
…
digen und unabhängigen Kunst ist die unbe- greifen, ist das ein Zeichen, daß es ein der
…
Selbstgefälligkeit und ohne jeden falschen Ehr- Der Weg der Kunst ist der unendliche Weg
Das neue Rathaus in Rüstringen
Das Shellhaus in Hamburg: Verwaltungsgebäude der Rhenania-Ossag, Mineralölwerke A. G.
Temperaturfragen
Verlorene Mystik
Das Stilleben
Neue Wiener Einbandkunst
119
schöne Lederbände mit eigenartigen, für Wien Boden verdient machten, es war nicht minder
…
aber allmählich englischen Vorbildern weicht, und F. W. Papke über eine Elite von Kunst-
Neues Gebrauchs-Geschirr der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen
Mensch und Gerät
[Text]
Camille Bombois - Paris
143
alter primitiver Kunst unterstreicht wiederum
…
trefflich sicheren Instinkt für gute Komposition.
144
Man spricht heute zweiflerisch von der Kunst.
…
Was die Kunst angeht: sie ist heute noch nicht
…
rechtigt uns, dabei vom Tod der Kunst zu
…
hörigkeit von Mensch und Kunst desto strah-
…
Man spricht heute zweiflerisch von der Kunst.
…
Was die Kunst angeht: sie ist heute noch nicht
…
rechtigt uns, dabei vom Tod der Kunst zu
…
hörigkeit von Mensch und Kunst desto strah-
Der Maler Arthur Kaufmann
Der Maler Raimund Kanelba
Malereien von Hans Hoppe
Neues über Jean Lurçat
Vom Schreiben über Kunst
Der grosse Bibelleuchter von Benno Elkan
Ein Landhaus am Luganer See: Neubau von Architekt Prof. Fritz August Breuhaus
Personalkult und Werkschätzung
182
einzuwenden; Ergriffenheit von einem künst- die„Form", dieBewältigungeinerwiderstreben-
…
Kunst wenden. wir gewissermaßen die Momente rein mensch-
…
sei in unserer Art der Betrachtung weniger Ge- T eben und wirken für die Freunde, arbeiten
…
Betrachtung, an das Erlebnis der Kunst wenden, tere überzeugt, hat man etwas wirklich Gutes
Unentbehrlichkeit der Kunst
183
UNENTBEHRLICHKEIT DER KUNST
…
entbehren, wie niemand des Schlafs entbehren Kunst sich speisen. Eine jede noch tat es. Aber
…
begehren wir nach dem Scheine jener Verein- allzu unmittelbar in die Kunst übergegangen zu
…
meinen Erkenntnis der Dinge und dem geistig- bild soll doch eine Kunst sein, die „den Schein
…
Kunst sehnen. Daß die Zeit im großen Durch- denden wieder hinuntersteigen, um die „Ge-
…
Fragen, die heute eine vorbehaltlose Kunst- das Gegenwärtige, das ihm diese Berührung
…
verfallen, als daß sie wirkliche Kunst in dem VV in sich festhält, der erlangt immer doch
Erich Waske als Monumentalmaler
Handwebereien von Elbet Fritschi-Wartner - Mannheim
186a
„DEUTSCHE KUNST UND DEKORATION
…
für sich haben. Obschon die Weberei meist die
…
für die kostbaren Bocharateppiche. Sie liebt Wolle
186b
„DEUTSCHE KUNST UND DEKORATION
…
Berge auf bessere Weiden zieht, für
…
garnen; mit Jute oder Bast. Für
Neue Packungen der österreichischen Tabakregie - Wien
Der Wechsel von Reden und Schweigen
Akademie und Secession in Berlin
Sehbild und Schaubild
André Bauchant
Bernhard Feldkamp
George Minne: St. Maertens-Laethem
Neue Arbeiten von Hertha Bucher
Wovon lebt der Mensch?
Gesteigertes Erleben
Staatliche Majolika-Manufaktur, Karlsruhe
Ehrenmal für die Gefallenen des Weltkrieges: In der Schinkelschen Hauptwache - Berlin
Die Sammlung Paul Guillaume
263
lernt die moderne Kunst von Cezanne bis hin 10 bis 30 Moderne ihr eigen nennen. Die
…
meinhin glaubt und die französische Kunst der Und trotzdem würde ich im Entscheidungsfall
269
seiner Kunst. Über der Tragik seines Lebens
…
herrlicher sagen, was zur Kunst zu sagen ist?
…
Die Gefühle brechen mächtig in die Kunst ein,
…
man je und je über das „Gefühl" in der Kunst
…
andere Sterbliche niederdrückt, hat für den
…
aller großen und aller positiven Kunst. Nur in
…
seiner Kunst. Über der Tragik seines Lebens
…
herrlicher sagen, was zur Kunst zu sagen ist?
…
Die Gefühle brechen mächtig in die Kunst ein,
…
man je und je über das „Gefühl" in der Kunst
…
andere Sterbliche niederdrückt, hat für den
…
aller großen und aller positiven Kunst. Nur in
Kunstausstellung Mathildenhöhe Darmstadt
Über die Motivationen des Künstlers
Der Deutsche Künstlerbund in Essen
Ist Kunst Luxus?
Der Maler Marc Sterlin
Neue Arbeiten von Wilhelm Kohlhoff
Emailarbeiten von Mizi Otten-Friedmann - Wien
305
Vielseitig und erfindungsreich ist die kunst- Das farbenschimmernde Werk „Die Obstträ-
…
in glücklicher Weise für die Erzeugung künst- Emailplatten herausgehoben; in hochplastischem
…
selbst das elegante Service für den Toilettetisch könnte ein solches Bild der Halle eines Reprä-
…
Takt lehrt die Künstlerin bei solchen Gebrauchs- kunst höchsten Ranges ausbilden,
Die Glaspalast-Künstlerhilfe
Über schmückendes Beiwerk
Moderne Fussbodenteppiche
"Praktisches" Gerät
Kunstausstellung München 1931
Das neue Kunsterlebnis
Das Kunstwerk im Raum: Sommerausstellung des Sächs. Kunstvereins - Dresden
Abbildung
Bilder im modernen Haus
345
Einstellung der modernen Architekten. die bildende Kunst, die zeitlose, nicht zweck-
…
Überraschung! Mit einem Male hängen Bilder Nun aber hat die moderne Architektur für
…
ist: Die Wände, die Räume gewinnen durch Kunst Platz zu gewähren. Gerade der Kontrast
…
freuliches Zeichen einer veränderten Einstellung derner Architektur anerkannt werden und für
Lobpreis des Zeichnens
Metaphorik des Lebens
351
die Kunst (samt Religion und Wissenschaft) im Ganzen
…
Wilhelm Michel: „Kunst in Not"
…
leugnen, daß die Kunst, angestachelt vom end-
…
„Kunst in Not", wirklich und wahrhaftig in
352
danken ihm für diesen Appell.
…
der Kunst schärfer ins Auge fassen, dann wird
…
für ihn wirksame Reiz geht gleichfalls vom Ein-
…
der Kunst in anschaulicher Weise darge-
…
von einer ärztlichen Kunst, und mit einem ge-
…
Gewißheit muß auch die Kunst unserer Tage
…
Nicht-Sein der Mittlerin Kunst aufgeworfen
Abbildungen
Der Mensch bedarf der Farben-Erlebnisse
Der Maler Leopold Survage
Graf Kuno von Hardenberg - 60 Jahre
Ludwig von Hofmann - 70 Jahre
Das Wiener Stadion
Dienende oder herrschende Kunst
374
DIENENDE ODER HERRSCHENDE KUNST
…
erreicht, da treffen wir die einst dienende Kunst,
…
Zeit, die die Kunst über die Religion stellt,
…
nug für diesen Zusammenhang, sich klar zu
…
Leben die Kunst steht. Ideologisch zweifellos
376
Dienende oder herrschende Kunst
…
denn heute wirklich die Kunst in unserer Kul-
…
Kunst wirklich noch an erster Stelle? Nein.
…
hungert. Müssen erkennen, wie die Kunst durch
…
lebens eine andere Kunst am Werk ist, schon
…
Die geltungsbedürftige, die „herrschende" Kunst
…
hafte Herrschen einer wirklichen Kunst.
…
Jene als Kunst bezeichnet, diese als Nutzwerk.
…
Inbrunst aufnehmen, sollten das zur Kunst
…
fachsten Sorgen. Eine gesunde Speise für eine
Kleingerät von den Deutschen Werkstätten
Umschlag
NEUE INNENRÄUME VON JOSEF HOFFMANN
VON WOLFGANG BORN
In dem Haus Dr. Lengyel, Preßburg, war die
Verteilung der Räume gegeben. Trotzdem ist
der Eindruck durchaus geschlossen und von der
für Hoffmanns Schöpf ungeneigentümlichenStim-
mung erfüllt. Den Eintretenden empfängt ein
blaugrün gestrichener Vorraum mit Möbeln in
Schleiflack und einer Garderobenische, die
ein schwarzbunt geblümter Vorhang abschließt.
Rechts führt eine breite Tür in ein Musikzim-
mer, das mit historischen Möbeln ausgestattet
ist. Von dem Musikzimmer gelangt man durch
eine vierteilige Glastür in die Halle. Eine gleiche
Tür führt gegenüber der ersten aus der Halle
in das Speisezimmer. Die beiden letztgenannten
Räume sind einander in der Ausstattung ange-
glichen. Hoffmann hat sie mit Platten von Nuß-
holz getäfelt. Die Wände sind durch die in or-
namentalem Sinne verwendete Maserung ge-
gliedert, und zwar so, daß die horizontale Strei-
fenwirkung überwiegt. Diesem Zug zur Betonung
der Wagerechten entsprechen alle einzelnen
Raumelemente. Die Fenster, die in die Schmal-
seite der Halle und in die Breitseite des Speise-
zimmers eingefügt sind, bilden in ihrer Gesamt-
form liegende Rechtecke. Eine Wandnische über
der Anrichte im Speisezimmer wiederholt das
Motiv. Ist eine der Verbindungstüren geöffnet,
so spricht auch der Türrahmen im gleichen Sinne
mit. Die Unterteilungen der Flügeltüren bestehen
ebenfalls aus liegenden Rechtecken. Der Über-
gang von der Wand zur Decke wird durch eine
schräge Kante gebildet, und die gesamte Decke
ist in der Weise der Wände getäfelt. Durch
diese Anordnung ist eine Übereinstimmung der
Wirkung erreicht, die sich als gleichmäßiges
Raumerlebnis dem Betrachter mitteilt.
Der getragene Rhythmus des Ganzen wird
nun von sparsam angebrachten Schmuckformen
stellenweise aufgelockert. So wiederholt sich
ein rautenförmiges Leistenmuster als Verklei-
dung an den Heizkörpern und klingt noch
einmal als Andreaskreuz in der Unterteilung
der Verglasung eines Wandschränkchens an.
Aus dem der fensterlosen Breitwand des Eß-
zimmers gegenüberliegenden Winkel der Halle
führt eine Treppe in die höher gelegene Küche.
Hier bilden die Überschneidungen des schrägen
Frieses mit der Öffnung des Ganges ein eigen-
tümlich räumliches Ornament, das als heller Aus-
schnitt wirkt. — Die Metallteile der Beleuch-
tungskörper sind aus Messing. Die Bezüge der
Sitzmöbel im Speisezimmer aus blau om-
briertem, die der Halle aus braun gemustertem
Stoff. Stühle und Tisch des Speisezimmers zei-
gen abgerundete Ecken. Sie neigen bei aller
Betonung des Soliden zu graziösem Schwung.
Anders die Sitzgarnitur in der Halle: eine
halbkreisförmige Polsterbank, die massig und
wuchtig ein leichtes Tischchen einschließt und
von zwei ebenso gewaltigen Sesseln zu einem
Komplex ergänzt wird, der ganz Ruhe und
Sammlung ist. Mit feiner Einfühlungsgabe hat
der Raumkünstler den Rahmen für ein festlich
erregtes Tischgespräch von dem Platz für die
besinnliche Ruhe einer Plauderstunde unter-
schieden. Das Licht ist über dem Speisetisch in
einer Doppelreihe von Milchglaskugeln gesam-
melt. Über die Halle verteilt es sich aus flachen
Schalen, die aus konischen Metallkörpern wie
umgekehrte Pilze wachsen. Endlich sei noch
der zwei zierlichen Wandlaternen neben der
Nische des Eßzimmers gedacht. Mit ihrer ge-
schmiedeten Weinranke und der sie bekrönen-
den Kleinplastik bringen sie in die Formen-
strenge einen Hauch spielerischer Anmut.
Auch bei der Aufgabe, im Hause Panzer
(Wien) eine Reihe von Räumen neu auszustatten,
war für Grundrißänderungen wenig Möglichkeit
vorhanden. Es handelt sich um die Lösung ein-
zelner zweckbestimmter Räume. — Die Wände
der Garderobe sind in erbsengrünem Schleif-
lack gehalten. Der Fußboden ist mit dunkel-
grünem Velours belegt. Die Kastentüren be-
stehen aus naturgewichster Eiche. Der Eindruck
ist wohltuend neutral. (Dasselbe gilt von der
Silberkammer.)
Der Vorraum im Oberstock hatte eine spät-
gotische Holzfigur aufzunehmen. Dadurch ergab
sich die Anordnung einer halbrunden Wand-
nische. Das (im wesentlichen bräunlich wirkende)
Bildwerk selbst fand auf einem reichprofilierten
vergoldeten Holzsockel Platz. Die Zusammen-
stellung dieser Töne mit einem schwarzrot ge-
zeichneten Teppich und dem warmen Grau des
Marmorstreifens, der am Türrahmen und am
Boden entlangläuft, gibt einen reichen Klang.
Dieser Marmor — er heißt Repentabor — ver-
leiht dem monumentalen Treppenhaus das feier-
lich-kühle Gepräge.
Kommt der Besucher in die Wohnzimmer, so
empfängt ihn eine Atmosphäre von Wärme und
Intimität. Der Musiksalon ist mit einer roten,
XXXIV. April 1931. 4
VON WOLFGANG BORN
In dem Haus Dr. Lengyel, Preßburg, war die
Verteilung der Räume gegeben. Trotzdem ist
der Eindruck durchaus geschlossen und von der
für Hoffmanns Schöpf ungeneigentümlichenStim-
mung erfüllt. Den Eintretenden empfängt ein
blaugrün gestrichener Vorraum mit Möbeln in
Schleiflack und einer Garderobenische, die
ein schwarzbunt geblümter Vorhang abschließt.
Rechts führt eine breite Tür in ein Musikzim-
mer, das mit historischen Möbeln ausgestattet
ist. Von dem Musikzimmer gelangt man durch
eine vierteilige Glastür in die Halle. Eine gleiche
Tür führt gegenüber der ersten aus der Halle
in das Speisezimmer. Die beiden letztgenannten
Räume sind einander in der Ausstattung ange-
glichen. Hoffmann hat sie mit Platten von Nuß-
holz getäfelt. Die Wände sind durch die in or-
namentalem Sinne verwendete Maserung ge-
gliedert, und zwar so, daß die horizontale Strei-
fenwirkung überwiegt. Diesem Zug zur Betonung
der Wagerechten entsprechen alle einzelnen
Raumelemente. Die Fenster, die in die Schmal-
seite der Halle und in die Breitseite des Speise-
zimmers eingefügt sind, bilden in ihrer Gesamt-
form liegende Rechtecke. Eine Wandnische über
der Anrichte im Speisezimmer wiederholt das
Motiv. Ist eine der Verbindungstüren geöffnet,
so spricht auch der Türrahmen im gleichen Sinne
mit. Die Unterteilungen der Flügeltüren bestehen
ebenfalls aus liegenden Rechtecken. Der Über-
gang von der Wand zur Decke wird durch eine
schräge Kante gebildet, und die gesamte Decke
ist in der Weise der Wände getäfelt. Durch
diese Anordnung ist eine Übereinstimmung der
Wirkung erreicht, die sich als gleichmäßiges
Raumerlebnis dem Betrachter mitteilt.
Der getragene Rhythmus des Ganzen wird
nun von sparsam angebrachten Schmuckformen
stellenweise aufgelockert. So wiederholt sich
ein rautenförmiges Leistenmuster als Verklei-
dung an den Heizkörpern und klingt noch
einmal als Andreaskreuz in der Unterteilung
der Verglasung eines Wandschränkchens an.
Aus dem der fensterlosen Breitwand des Eß-
zimmers gegenüberliegenden Winkel der Halle
führt eine Treppe in die höher gelegene Küche.
Hier bilden die Überschneidungen des schrägen
Frieses mit der Öffnung des Ganges ein eigen-
tümlich räumliches Ornament, das als heller Aus-
schnitt wirkt. — Die Metallteile der Beleuch-
tungskörper sind aus Messing. Die Bezüge der
Sitzmöbel im Speisezimmer aus blau om-
briertem, die der Halle aus braun gemustertem
Stoff. Stühle und Tisch des Speisezimmers zei-
gen abgerundete Ecken. Sie neigen bei aller
Betonung des Soliden zu graziösem Schwung.
Anders die Sitzgarnitur in der Halle: eine
halbkreisförmige Polsterbank, die massig und
wuchtig ein leichtes Tischchen einschließt und
von zwei ebenso gewaltigen Sesseln zu einem
Komplex ergänzt wird, der ganz Ruhe und
Sammlung ist. Mit feiner Einfühlungsgabe hat
der Raumkünstler den Rahmen für ein festlich
erregtes Tischgespräch von dem Platz für die
besinnliche Ruhe einer Plauderstunde unter-
schieden. Das Licht ist über dem Speisetisch in
einer Doppelreihe von Milchglaskugeln gesam-
melt. Über die Halle verteilt es sich aus flachen
Schalen, die aus konischen Metallkörpern wie
umgekehrte Pilze wachsen. Endlich sei noch
der zwei zierlichen Wandlaternen neben der
Nische des Eßzimmers gedacht. Mit ihrer ge-
schmiedeten Weinranke und der sie bekrönen-
den Kleinplastik bringen sie in die Formen-
strenge einen Hauch spielerischer Anmut.
Auch bei der Aufgabe, im Hause Panzer
(Wien) eine Reihe von Räumen neu auszustatten,
war für Grundrißänderungen wenig Möglichkeit
vorhanden. Es handelt sich um die Lösung ein-
zelner zweckbestimmter Räume. — Die Wände
der Garderobe sind in erbsengrünem Schleif-
lack gehalten. Der Fußboden ist mit dunkel-
grünem Velours belegt. Die Kastentüren be-
stehen aus naturgewichster Eiche. Der Eindruck
ist wohltuend neutral. (Dasselbe gilt von der
Silberkammer.)
Der Vorraum im Oberstock hatte eine spät-
gotische Holzfigur aufzunehmen. Dadurch ergab
sich die Anordnung einer halbrunden Wand-
nische. Das (im wesentlichen bräunlich wirkende)
Bildwerk selbst fand auf einem reichprofilierten
vergoldeten Holzsockel Platz. Die Zusammen-
stellung dieser Töne mit einem schwarzrot ge-
zeichneten Teppich und dem warmen Grau des
Marmorstreifens, der am Türrahmen und am
Boden entlangläuft, gibt einen reichen Klang.
Dieser Marmor — er heißt Repentabor — ver-
leiht dem monumentalen Treppenhaus das feier-
lich-kühle Gepräge.
Kommt der Besucher in die Wohnzimmer, so
empfängt ihn eine Atmosphäre von Wärme und
Intimität. Der Musiksalon ist mit einer roten,
XXXIV. April 1931. 4