Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

DOI Artikel:
Born, Wolfgang: Ferdinand Kitt, Wien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0081

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FERDINAND KITT—WIEN »FRAU IM GARTEN « 1929

FERDINAND KITT-WIEN

VON WOLFGANG BORN

seiner Bildgestaltung. Aus seiner inneren Ver-
bundenheit mit der alten alpenländischen Bauern-
kunst gewann er die Möglichkeit, die religiösen
Bildvorstellungen, die ihm vorschwebten, so
zu realisieren, daß sie gleichzeitig von mensch-
licher Wärme und echter Monumentalität er-
füllt waren. Dabei ist er weit entfernt von pro-
vinzieller Begrenztheit: seine Malerei ist euro-
päisch im besten Sinne. Sie verdankt den Fran-
zosen viel von ihrer Weitläufigkeit, ohne an Herb-
heit und Bodenständigkeit dabei einzubüßen. Als
der Maler im Jahre 1928 mit seinem großen
Karton der „Hochzeit von Kana" in Düsseldorf
auftrat, erhielt er den Ehrenpreis des Deutschen
Reiches. In diesem Erfolg liegt eine Bestätigung
seines Wollens. Die Ölmalerei bleibt für ihn die
Brücke zum Fresko, so hochstehend seine Lei-
stungen im Tafelbild an und für sich auch sind.

Ferdinand Kitt ist ein vorzüglicher Zeichner.
Er vereinfacht die Form auf ihre wesentlichsten
Werte und gewinnt dabei an Kraft der Charak-
teristik. Seine Bildnisse sind streng und klar.

Ferdinand Kitt ist 1887 in Wien geboren.
Als er die Akademie seiner Vaterstadt be-
suchte, stand Klimt auf der Höhe seines Ruh-
mes. Die jungen Leute fingen mit linearen De-
korationen an, und es war für jeden von ihnen
entscheidend, wie sie sich in ihrer Entwickelung
mit dem Flächenstil des Meisters auseinander-
setzten. Denn der Schritt zur Raumdarstellung
mußte getan werden, wenn man nicht im Kunst-
gewerblichen stecken bleiben wollte. Es ist
kennzeichnend für die Grundrichtung Kitts,
daß er gerade der Bekanntschaft mit dem Werk
Hodlers die Befreiung seiner besten Kräfte
verdankt. Hier war die Körperlichkeit der Er-
scheinung erreicht, ohne daß die Bildebene ge-
opfert wurde — und dieses Ziel, immer mit
der Richtung auf die Wandmalerei, stand dem
Wiener Maler von vornherein vor Augen.

Der Weg, den Ferdinand Kitt einschlug, war
gesund. Er ging von der Welt aus, in die er hinein-
geboren war. Österreichische Menschen und
österreichische Landschaft bilden die Elemente

XXXIV. Mai 1931. 1
 
Annotationen