Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

DOI Artikel:
Ankwicz-Kleehoven, Hans: Neue Wiener Einbandkunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0133
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ENTW: FRANZ KATZER—WIEN AUSF: ALB. GUNTHER—WIEN

NEUE WIENER EINBANDKUNST

VON DR. HANS ANKWICZ V. KLEEHOVEN

Das Wiener Buchbindergewerbe kann auf und mit größtem Erfolge Eingang fand. Es waren
eine ebenso alte wie rühmliche Tradition nicht nur Künstler vom Range der Professoren
zurückblicken. Schon aus dem XIV. Jahrhun- Josef Hof f mann , Kolo Moser, Rudolf von
dert sind uns Namen von Buchbindern über- Larisch und Dr. Rudolf Junk, die sich um
liefert, aus dem XV. besitzen wir zahlreiche die Reform der Einbandgestaltung auf Wiener
schöne Lederbände mit eigenartigen, für Wien Boden verdient machten, es war nicht minder
charakteristischen Verzierungen. Im XVI. Jahr- auch die hervorragende handwerkliche Tüch-
hundert stehen die Wiener Einbände unter tigkeit der Wiener Buchbinder, die diese künst-
venezianisch - orientalischem, im XVII. unter lerischen Fortschritte ermöglichte. Noch heute
französischem Einfluß, der im XVIII. Jahrhun- verfügen wir dank der ausgezeichneten Schule
dert durch den großen Bibliophilen Prinzen der verstorbenen Meister Karl B eitel, Albert
Eugen von Savoyen noch gefördert wird, dann Günther, Julius Franke, Johann Böhnisch
aber allmählich englischen Vorbildern weicht, und F. W. Papke über eine Elite von Kunst-
Die • soliden englischen Muster beherrschen buchbindern, deren Arbeiten erst im Vorjahre
auch noch die Empire- und Biedermeierepoche auf der vom Wiener Künstlerhause veranstal-
und lassen die mit ihnen wetteifernden Wiener teten Ausstellung „Buch und Raum der
Bände sowohl in geschmacklicher wie hand- Gegenwart" ungeteiltes Lob fanden. Der
werklicher Hinsicht ein besonders hohes Niveau Arrangeur dieser Schau, Professor Otto Prut-
erreichen. In der 2. Hälfte des XIX. Jahrhun- scher, von dem viele treffliche Einband-Ent-
derts tritt zwar stilistisch ein Verfall ein, man würfe stammten, hatte außer den Wiener Buch-
bemüht sich aber wenigstens, vergessene alte bindern auch Meister aus den Bundesländern
Techniken wie den Lederschnitt oder die Leder- eingeladen, so daß die Ausstellung wirklich ein
intarsia wieder einzubürgern, und als um 1900 abgerundetes Bild der künstlerischen und tech-
die sezessionistische Bewegung in Wien auf nischen Leistungsfähigkeit der österreichischen
allen Linien zum Siege gelangte, zählte auch Buchbinderei ergab. Die in unseren Abbildun-
die Buchkunst zu jenen künstlerischen Gebie- gen gebotene Auswahl stammt vornehmlich aus
ten, auf denen die neue Richtung zu allererst diesem Material, bringt aber auch einige Bände

XXXIV. Mai 1930. 0 *
 
Annotationen