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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Eichner, Johannes: Erich Waske als Monumentalmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0202
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erich waske—berlin »karton für ein glasgemalde«

ERICH WASKE ALS MONUMENTALMALER

Seitdem Erich Waske — 1924 — dem Sturm- Gegenstand und Stil führen Waske zur öffent-
und-Drang-Expressionismus abgesagt hat, liehen Monumentalmalerei. In ihr sieht er seine
folgt er dem Ideal des Monumentalen in Form- Hauptberufung. Er liebt die große Fläche,
und Farbengebung, geistigem Gehalt und räum- die Massigkeit, die raumbeherrschende deko-
fordernder Aufgabe. rative Wirkung. Schon mit dem Christuszyklus
Die frühere Aufgewühltheit, das Lodernde von 1928 bezwang er zwanzig 5'|i m hohe
und das Wogende der Vorstellung, ist aus seinen Kirchenfenster, deren gestreckte Form ihn zu
Gemälden verschwunden; zusammengehaltene kühner Neugestaltung der alten Themen an-
Flächen leuchten in satterer, kontrastvoller regte. Später gliederte er mit etwa 70 Figuren
Farbigkeit. Mit dieser Vereinfachung und Ver- die 8 mal 10 m große Wand einer Friedhofs-
festigung steigert Waske in Staffeleibildern kapeile in Schneidemühl. Der Entwurf zu einem
schlichte Naturmotive zu Kraft und Würde. dreiteiligen Riesenfenster faßt den Sturm der
Wichtiger ist es ihm aber, die monumentale apokalyptischen Reiter in klaren Farbenaufbau.
Gestaltung an Inhalten von seelischer Wesent- Vom Zusammenschwingen und Sich-Ballen der
lichkeit und Größe zu erweisen. Er will Bilder Massen kommt die mächtige Fläche des „Götter-
der religiösen Erschütterungen und Erhebungen morgens" einheitlich in enthusiastische Bewe-
des Menschen schaffen. Die in der neueren gung. Mit der weniger ausgedehnten, ungemein
Malerei immer mehr verdrängten künstlerischen klaren Komposition für die Schmargendorfer
Möglichkeiten der Darstellung heiliger Geschieh- Kapelle und dem jüngst vollendeten Entwurf zu
ten und mythischer Visionen werden von Waske einer figurenreichen mythischen Kampfszene,
wiedererobert. Ohne die Eigenheit der Gesin- die jetzt in der Frühjahrsausstellung der Berliner
nung und des Kunstwollens aufzugeben, ent- Akademie gezeigt wird, verfolgt Waske zielbe-
nimmt er seine Stoffe gern dem überkommenen wüßt die eingeschlagene Richtung, in der sei-
Vorstellungskreis des Christentums, manche An- nem Schaffen noch weite Fortentwicklung und
regungen auch der griechisch-römischen Antike. Entfaltung offen steht. . . dr. Johannes eichner.
 
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