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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Michel, Wilhelm: Der Wechsel von Reden und Schweigen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0215

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vaixy wieselthier—new york »schaufenster-figur und plastik«

DER WECHSEL VON REDEN UND SCHWEIGEN

Von Zeit zu Zeit wird entdeckt, daß an den wenn man daraus schließt, daß in unserer Wirt-
Übeln, unter denen die Kunst leidet, die schaft etwas brüchig ist. Aber wird das besser,
Kunstschriftsteller schuld sind. Das viele „Reden wenn man aufhört, davon zu sprechen? Sicher-
über —", das Erschlagen aller neuen Regungen lieh ist auch hier das viele „Reden über ..."
mit Schlagworten, das künstliche Hochtreiben eine Krankheitserscheinung. Aber doch nicht
einzelner Begabungen, das Vergiften der Kunst die Krankheitsursache ! Im Gegenteil: Ist es
mit Begrifflichkeit — alles fällt den Kunstschrift- einmal mit einer Sache dahingekommen, daß
stellern zur Last. Man sieht manchmal in diesem Mängel an ihr bewußt werden, dann muß
Zusammenhang die unzweifelhafte Wahrheit darüber geredet werden, dann muß der Geist
auftauchen, daß das gehäufte Reden über eine an der Arbeit bleiben und die aufgetauchten
Sache ein Anzeichen für eine gewisse Lebens- Fragen mit allem Eifer abhandeln,
schwäche dieser Sache ist, also eine Art Nicht an der Kunstschriftstellerei leidet die
Krankheitserscheinung.UndinmanchenGeistern Kunst. Sondern nachdem nun einmal die Sache
entsteht daraus der Schluß: Fort mit dem Reden der Kunst in den modernen Zusammenhängen
und den Rednern — dann wird sich die Sache so dasteht, daß über sie geredet werden muß,
der Kunst bessern! mögen und müssen die Erörterungen weiter-
Der Schluß ist natürlich falsch. Zum Vergleich gehen. Nur so ist zu hoffen, daß wir eines Tages
eine neue Erscheinung aus unsrer Zeit: Niemals an den Punkt kommen, wo die Kunst wieder
ist so viel über wirtschaftliche Fragen selbstverständlicher in unserem Leben steht und
geschrieben und geredet worden als in den jenes faktische Dasein der gesunden Dinge
letzten Monaten. Man tut vollkommen recht, führt, das keinen Kommentar nötig hat. w. m.
 
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