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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Fischoeder, Karl: Bernhard Feldkamp
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0248

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BERNHARD FELDKAMP

Ein Maler soll malen. Gewiß. Bilde, Künstler,
rede nicht, sagt Goethe. Und ein Philosoph?
Philosophieren, natürlich, Wie aber, wenn ein
Maler philosophierte und ein Philosoph malte?
Wenn einer kommt, der malen kann, der das
Handwerk beherrscht, und in seiner Kunst von
der Philosophie her bestimmt ist? Dem Philo-
sophie das Primäre, Malerei das Sekundäre ist?

Ein solcher Mensch ist Bernhard Feldkamp.
Unweit Osnabrück wohnt er einsam draußen
auf dem Lande; ohne je höhere Schulen besucht
oder studiert zu haben, grübelt und denkt er
über die Welt, das Schicksal und das Leben
nach und es ist merkwürdig, daß er ganz allein,
ohne Bücherstudium, was er fast restlos ablehnt,
zu denselben Ergebnissen kommt wie die zünf-
tigen Philosophen, zur geisteswissenschaftlichen
Haltung, zur Ganzheit, zu Struktur und Wesens-
schau, nur daß er andere Folgerungen mitver-
bindet. Der Ausgangspunkt seines Denkens ist
die Ganzheit unseres Seins. Erst nach der in
unserer geistigen Vorstellung vollzogenen Re-
konstruktion des Einzelnen zur widerspruchs-

losen Ganzheit erscheinen uns die einzelnen
Dinge in ihrer wahren Bedeutung, als Zeichen
eben dieser Ganzheit. Nicht mit dem, was die
Menschen durch maßloses Überschätzen ihrer
Verstandsbegabung freventlich aus der Welt
gemacht haben, soll sich die Kunst beschäftigen,
sondern sie soll uns sagen, was die Welt ihrem
Wesen nach ist, wie sie in ihrer Reinheit wieder
hergestellt werden kann.

Damit ist der Kunst eine neue Aufgabe ge-
geben. Sie erkennt wie die Wissenschaft (natür-
lich wie eine neue Wissenschaft im Sinne Ban-
ses, Klages' u. a.), aber sie geht weiter, sie ge-
staltet auch. Sie gestaltet das Notwendige, das
Zukünftige, das Optimum, sie dringt vor zum
Sinn, zum Wesen, zur wahren Bedeutung des
Äußeren, nämlich zu seiner Symbolhaftigkeit
für die innere geistige Welt, die Idee, das Urbild,
die Urbildekraft.

So will Feldkamp einen Weg zeigen aus dem
Chaos unserer Tage. Es mag sein, daß mancher
da nicht mitkann. Trotzdem wird man sich nur
schwer der Wirkung seiner Bilder entziehen
 
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