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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Konečnỹ-Mulacz, Olga: Metaphorik des Lebens
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0373

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METAPHORIK

Motto: „Nicht als Wünschbarkeit, nicht als Schmuck steht
die Kunst (samt Religion und Wissenschaft) im Ganzen
einer Volkskultur, sondern als Lebensfunktion, die zwar
höherer Ordnung ist, aber biologisch genauso notwendig
wie die Funktionen anderer Ordnung".

Wilhelm Michel: „Kunst in Not"

Die Brandfackel, welche am dämmernden
Morgen des 6. Juni wie ein apokalyptisches
Zeichenaus demHerzen derKunststadtMünchen
emporlohte, läßt die Problematik des Kunst-
schaffens von heute unheimlich aufleuchten.

Es gab und wird immer Menschen geben,
deren Denken dauernd skeptisch eingestellt
bleibt, die von der eigenen, eingeschränkten
Übersicht aus auf eine durchgehende Unver-
bundenheit der Erscheinungen und damit Sinn-
losigkeit der Ereignisse schließen zu müssen
glauben. Diese in des Wortes doppelter Bedeu-
tung unverbindliche Stellungnahme zum
Leben trägt den Stempel eines ethischen Mankos
an sich. Eine derartige, auf intellektuelles An-
sehen doch heimlich erpichte geistige Haltung
beginnt uns verdächtig zu werden.
— Werfen wir zum Vergleiche einen Blick auf

DES LEBENS

die Gesangskunst! Hier kann alles Lehren nur
danach trachten, dem natürlichen Atemstrome
freieste Bahn zu schaffen und die modulieren-
den und akzentuierenden Organe zu feinfühlig-
ster regulativer Tätigkeit zu erziehen. Meint
der Skeptiker, dem Geiste, dem Pneuma zu
dienen, indem er dessen Strömen möglichst all-
seitig drosselt? Das lebendige Leben müßte ihm
ja unter den Händen bleiben. Wir können nicht
leugnen, daß die Kunst, angestachelt vom end-
losen Zweifel des Skeptikers, gerade in den
letzten Jahren von Experiment zu Experiment
hastete. Es war wie ein Fieber über den bilden-
den Menschen gekommen; ein noch Ungewußtes
erhob sich und versuchte mitEinsatz aller Kräfte
des zweiflerischen Elementes Herr zu werden.
„Kunst in Not", wirklich und wahrhaftig in
Sterbensnot!

Wilhelm Michel bricht an einer Stelle seiner
Rede in die gleichsam beschwörenden Worte
aus: „Ich wollte, ich könnte das so klar machen,
wie es mir vorm Auge steht. Es sieht alles
 
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