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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 68.1931

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Paech, Georg: Ludwig von Hofmann - 70 Jahre
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https://doi.org/10.11588/diglit.9248#0386

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von grete
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dresden

LUDWIG VON HOFMANN - 70 JAHRE

Am 17. August feierte Ludwig von Hofmann
k, seinen 70. Geburtstag. Die Dresdener
Künstlervereinigung, der er zugehört, hat aus
diesem Grunde eine Kollektivschau seines Wer-
kes als Kern ihrer Sommerausstellung gewählt.
Ludwig von Hofmanns künstlerische Eigenart
ist fest umrissen. Man hat ja ein Etikett für ihn
gefunden und stempelte ihn als Idyllenmaler ab.
Ein solches Schema konnte sich bilden, weil
man immer nur einzelne Bilder von ihm sah,
die man infolge ihrer Prägnanz aus Hunderten
in großen Ausstellungen heraus erkannte. In
diesen Einzeldingen aber entging dem Ausstel-
lungsbesucher die Entwicklung. Man sah die
Spannungen nicht, die in Ludwig von Hofmann
vorhanden waren. Also auch nicht die Kämpfe,
die ausgefochten werden müssen, wenn Male-
rei zur Kunst werden soll. In Manchen
spielen sich die Kämpfe offensichtlicher ab.
Das ist eine Persönlichkeitsfrage. Härtere Na-
turen zeigen sie im einzelnen Werk, schon in
der Einzelheit des Werkes. Aber man wird vom
Aristokraten — ich darf wohl dieses Klischee-
wort einmal für einen Menschen, dem Kultur
und Haltung das Primäre sind, anwenden —
nicht verlangen, daß er seine Stürme in über-
stürzenden Brechern an der Oberfläche zutage

treten läßt. Ludwig von Hofmanns Vater, der
Mitarbeiter Bismarcks, sein Onkel als Professor
an der Dresdener Akademie, Kekule von Stra-
donitz und wer sonst noch in seinem Leben
eine Rolle spielte, — sie alle bestimmen die
Haltung die dieses Werk als Ganzes zeigt.

Nur ein Paar von den Polspannungen. Die
Auseinandersetzung zwischen dem lichten,
hellen, kontrastlosen Pleinair eines Puvis de
Chavannes und der dunklen, schweren Alt-
meisterfarbe und Form eines Marees. Der Ge-
gensatz des zeitgebundenen, naturalistischen
Menschen und des zeit- und namenlosen Wesens
aus arkadischen Gefilden. (Ein Vergleich zwi-
schen der ersten Naturstudie und dem fertigen
Bild beispielsweise beim „Frühling" läßt deut-
lich genug die Umformung eines dürren ver-
härmten Modellaktes aus dem Norden Berlins
in ein ideales Wesen erkennen, ohne daß dabei
dieses Wesen blutleer würde). Der Kampf zwi-
schen rhythmisch gehaltener Komposition und
Ausdruck. — All das sind Auseinandersetzun-
gen gewesen, die in einer solchen Kollektiv-
schau deutlich werden. Spannung heißt Jugend.
Entladung der Spannung heißt Leben. Wesent-
lich ist die Existenz einer Spannung und ihr
Ablauf an sich............. dr. g. paech.
 
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